China in Transition Ausstellung Hannover

Ausstellung Institution Stiftung Ahlers Pro Arte gGmbH

Datum: 01.11.2008 - 15.02.2009

Künstler: George Legrady, Zhang Xiaogang, Yue Minjun...

Veranstalter & Ort:
Institution Stiftung Ahlers Pro Arte gGmbH
32052 Herford
Goebenstraße 2

In ihrer neuen Ausstellung zeigt die Stiftung Ahlers Pro Arte-Kestner Pro Arte die Begegnung von zeitgenössischer chinesischer Malerei und westlicher Fotografie. Dabei ist das gemeinsame Thema beider Medien China. Ein China im Übergang, wie der ungarisch-amerikanische Medienkünstler George Legrady seine im Jahre 1985 entstandene Fotoserie betitelte. Sie wird in der Stiftung in der hannoverschen Warmbüchenstrasse zum ersten Mal öffentlich gezeigt und bildet eine Art Echoraum für die Malerei, in der sich - nicht anders als in den Fotowerken Legradys - die Brüche und Verwerfungen der chinesischen Gesellschaft in der Gegenwart abbilden.#Als George Legrady 1985 China bereist, hatte das Land gerade begonnen, sich für den Westen zu öffnen. Die dunklen Jahre der chinesischen „Kulturrevolution“ (1966-76) lagen glücklich hinter ihm, und die so genannte „Viererbande“ war entmachtet. Diese Öffnung ließ sich vorzüglich in der Werbung studieren, die nun wieder in den Straßen der großen Metropolen auftauchte. Eine Werbung, die zu dieser Zeit noch von Hand gemacht war, das heißt von Plakatmalern. Legrady ist fasziniert von diesen Bildern, in denen sich ganz unterschiedliche Malstile spiegeln, die sich zu einer Art Syntax der Bildverfertigung zusammen schließen.#Legrady verbindet die Aufnahmen, die er von den großen Werbetafeln macht, zu Mehrfachbildern. Zu Sequenzen von jeweils vier gleich großen Abbildungen, in denen er im Prinzip das Billboard-Format wiederholt. Die Kriterien der Bildverknüpfung sind unterschiedlich, entweder formal oder inhaltlich. Auf einer Bildtafel sieht man Werbung für Industrieprodukte, auf einer anderen für Spielfilme, auf einer dritten für korrektes soziales und politisches Verhalten. Dann wieder geht es darum, wie auf den Plakaten mit dem Motiv der Hand, des Blickes oder der Drei-Personen-Konstellation für ganz unterschiedliche Zwecke geworben wird.#Die gesellschaftliche Veränderung Chinas ist auch Thema der zeitgenössischen chinesischen Malerei der letzten Jahre. Unter den Künstlern, die in der Stiftung vorgestellt werden, sind prominente Namen wie Fang Lijun, Zhang Xiaogang, Feng Zhengije, Wang Guangyi oder Yue Minjun. Spätestens mit ihrer Vorstellung durch Harald Szeemann auf der Biennale in Venedig 1999 sind einige von ihnen auch in Europa bekannt geworden. Seitdem ist ihre Popularität ungebrochen.
#Das mag damit zusammenhängen, dass die chinesischen Künstler in ihrer gegenständlichen Erzählweise beim westlichen Publikum einen „Hunger nach Bildern“ und nach Erzählung befriedigen, wie das die „Jungen Wilden“ in Deutschland Anfang der achtziger Jahre schon einmal taten. Dabei liegt der Reiz der chinesischen Malerei in der soliden handwerklichen Ausbildung ihrer Künstler. Ihre Kompetenz stellt sich aber nicht in den Dienst eines akademisch altbackenen Naturalismus, sondern untergräbt die Wirklichkeit in subversiver Weise. Ein chinesischer Kritiker hat in diesem Zusammenhang von „zynischem Realismus“ gesprochen.#Bedeutender Protagonist dieser Kunst ist Yue Minjun mit seinem lachenden Mann, der als Klon seiner selbst immer wieder in seinen Bildern auftaucht. Er parodiert als Einmannunternehmen die kollektive Gesellschaft ebenso wie den ihr von ihren Machthabern verordneten Optimismus. Subversiver Witz bestimmt auch die Bilder von Fang Lijun, in denen die Welt eine soap opera ist, deren in einen blauen Hoffnungshimmel steigenden Seifenblasen der Mensch debil hinterher lächelt. Oder die Vermischung aller Werte in der Malerei von Wang Guangyi, der die chinesische Arbeiterklasse vor den Nobelmarken des westlichen Konsumismus paradieren lässt.
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