China in Transition - erweitert und verlängert bis 14. Juni 2009 Ausstellung Hannover

Ausstellung Institution Stiftung Ahlers Pro Arte gGmbH

Datum: 15.02.2009 - 14.06.2009

Künstler: George Legrady Zhang Xiaogang, Yue Minjun, Zeng Fanzhi, Fang Lijun...

Veranstalter & Ort:
Institution Stiftung Ahlers Pro Arte gGmbH
32052 Herford
Goebenstraße 2

Die Ausstellung „China in Transition“ in der Stiftung Ahlers Pro Arte / Kestner Pro Arte tritt in eine zweite Phase ein. Die erfolgreiche Schau, die zeitgenössische chinesische Malerei und Plastik sowie Fotografien des in Ungarn geborenen und in den USA lebenden und arbeitenden Medienkünstlers George Legrady zeigt, wird um wichtige Werke ergänzt und bis zum 3. Mai 2009 fortgesetzt./Neu zu sehen ist eine bedeutende Werkgruppe des 1973 geborenen Pekinger Künstlers Liu Bolin. Er ist vor allem mit seinen Camouflage-Bildern bekannt geworden, in denen er zum Teil seiner Umgebung wird und förmlich mit ihr verschmilzt. Die Bilder sind weit davon entfernt, nur ein dekoratives, malerisches Spiel zu sein, sondern höchst ambivalent. Einerseits setzen sie symbolhaft die verschlingende Kraft eines autoritären Staates ins Bild, der sich seine Subjekte ideologisch unterwirft. Andererseits lassen sie in ihrer Anpassung an die Umgebung auch an eine militärische Strategie denken, bei welcher derjenige am effektivsten Widerstand leistet, der sich in Feindesland wie ein „Fisch im Wasser“ (Mao) bewegt./Nicht weniger ambivalent ist Liu Bolins Skulpturengruppe aus zehn Figuren, „Rote Hand (Reflektion)“ (2007), welche die Stiftung neu präsentiert. Die Population der Plastiken aus glänzendem Kunstharz zeigt immer wieder dieselbe Figur, eine Art kindlichen Mann mit großem Kopf und dünnem Körper, der in allen möglichen Posen und Situationen dargestellt ist. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Gegensatz der Farben weiß und rot. Mal besetzen sie in symbiotischer Weise ein und dieselbe Figur, so wenn sich der weiße Kopf der Plastik in eine rote Hand schmiegt. Oder eine rote Hand reckt sich in die Höhe und zerquetscht zwischen ihren Fingern eine kleine weiße Figur. Dann herrscht Krieg - wie zwischen den „Weißen“ und „Roten“ in der Anfangszeit des Kommunismus. Daneben gibt es noch die monochrome rote Plastik, deren Schädel in ebenso surrealer wie anspielungsreicher Weise von einem Flugzeug gerammt wird./In hohem Maße komplex ist die Monitorarbeit „Blink“ (2007) von George Legrady. Durch seine analogen Fotoserien in der Stiftung Ahlers Pro Arte / Kestner Pro Arte haben wir den Professor für das Fach „Interaktive Medien“ an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara bereits als äußerst reflektierten Künstler kennen gelernt. Die Werbetafeln, die er in China im Jahre 1985 fotografiert hat, spiegeln den Umbruch und Neuanfang im Lande nach dem Tod Maos und der Entmachtung der so genannten Viererbande. Indem Legrady seine Bilder nach formalen und inhaltlichen Kriterien in Serien zusammenführt, in einem sich an die Zeichentheorie des Strukturalismus anlehnenden Verfahren, arbeitet er diesen gesellschaftlichen Prozess anschaulich heraus und konzentriert die Aufmerksamkeit des Betrachters darauf./„Blink“ (2007) ist als Computer basierte Installation ein eindrucksvolles Beispiel für die digitale Arbeit des Künstlers. Wir sehen auf einem Monitor eine Reihe identischer Augenpaare, die sich öffnen und schließen, nach oben und unten und nach rechts und links schauen. Ihre Bewegungen richten sich in Anpassung oder Widerspruch nach den Vorgaben ihrer Nachbarn. Bei den Augenbewegungen folgt der Künstler dem Wahr- scheinlichkeitsmodell des Mathematikers Ernst Ising aus dem Jahre 1925. Danach ist eine komplette Übereinstimmung aller Augenpaare eher selten. Das Werk von George Legrady wirkt sehr suggestiv. Es weckt einerseits Erinnerungen an die Vorstellung der Romantiker von den Augen als Spiegel der Seele. Andererseits lassen die nervösen Augenbewegungen aber auch an Erkenntnisse von Soziologen und Psychologen im Bereich der Kommunikation und Affekte denken.
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