Ausstellung Galerie Galerie Frenhofer
Datum: 17.10.2009 - 28.11.2009
Künstler: Thomas Michel
Veranstalter & Ort:
Galerie Galerie Frenhofer
10969 Berlin
Friedrichstrasse 232
THOMAS MICHEL - DARWINLAND
Anläßlich des Doppeljubiläums von Charles Darwin, der 2009 seinen 200. Geburtstag feiert und vor 150 Jahren sein Hauptwerk „Über die Entstehung der Arten“ veröffentlichte, präsentiert die Galerie Frenhofer die ihm gewidmete Ausstellung „Darwinland“ des Künstlers Thomas Michel, die Darwins Aktualität und seinen Einfluß auf die Gegenwartskunst belegt.
Zum ersten Mal wird das hydrographische Werk Thomas Michels in einer Einzelausstellung gezeigt, das den Betrachter mitnimmt auf eine Expedition zu den unbekannten Ufern einer Kunst, die den Gesetzen ihrer eigenen Schöpfungsgeschichte folgt.
So wie Charles Darwin durch seine Weltreise auf der HMS Beagle zur Theorie über die Evolution des Menschen als integralem Teil der Natur inspiriert worden war und dadurch die religiöse, soziale und wissenschaftliche Weltanschauung seiner Zeit revolutioniert hat, werfen die Bilder Thomas Michels ein neues Licht auf die Wechselwirkung von Natur und Kunst.
Die Technik der Hydrographie steht am Schnittpunkt von Zeichnung, Malerei und medialem Bildprozeß. Durch Sedimentation von Tuschepigmenten auf Folie entstehen mikroskopisch kleine Bilder, die in etwa einem fotographischen Negativ entsprechen und erst durch Lichtprojektion oder als C-Prints in limitierter Auflage zum Leben erweckt werden.
Die Wurzeln hydrographischer Bilder liegen ebenso in der fernöstlichen Tuschemalerei und Kalligraphie wie im Geist des Surrealismus mit seinen Bildwelten des graphischen Automatismus und der Psychoanalyse. Aus einem Tropfen Tusche entsteht ein ganzes Universum, wobei natürliche Wachstums- und Transformationsprozesse einen nie gesehenen virtuellen Kosmos entstehen lassen, der zugleich seltsam vertraut und fremd wirkt.
Maritimes Gestein scheint zu bizarren Formationen zu erstarren, zur Wiege allen Lebens, das nach Erfüllung seiner reproduktiven Bestimmung im Plan der Evolution wieder zu fossilen Fundstücken transformiert wird. Rätselhafte Organismen drängen ans Licht, andere blühen im Dunkel, und ihr kurzer Tanz auf dem Unbelebten, in das sie unweigerlich zurückkehren müssen, wird zum Sinnbild der Sterblichkeit allen Lebens. Einer Laune der Natur entsprungen und zugleich einer permanenten instabilen Metamorphose unterworfen, beziehen sie ihre Entwicklungsfähigkeit aus ihrer Vergänglichkeit im Spannungsfeld zwischen Leben und Tod.
Darwin, der als erster die Evolution in ihrer ganzen Tragweite begriff, prägte durch seine Theorie die Vorstellung vom Kampf ums Dasein zwischen Paradies und Weltverwüstung bis heute. Die schöpferische Freiheit von Natur und Kultur bildet die Grundlage für das Verständnis der Kunst als Parallele zur Natur. Im dialektischen Wechselspiel von Zufall und Auslese setzen Thomas Michels Hydrographien ihre eigene Evolution in Gang, Mikro- und Makrokosmos verschmelzen zur Projektionsfläche für archetypische Seelenzustände des Betrachters, der zu den Wurzeln der menschlichen Wahrnehmung zurückgeführt wird.
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