Ausstellung Museum Art Center Berlin Friedrichstrasse
Datum: 24.10.2009 - 13.11.2009
Künstler: Josep Maria Alaminos, Jorge Azri, Guillem Crespí Alemany, Xavier Llull, Toni Mandilego, Velcha Velchev
Veranstalter & Ort:
Museum Art Center Berlin Friedrichstrasse
10117 Berlin
Friedrichstrasse 134
Der kulturelle Reichtum eines Landes, einer Autonomen Region oder selbst einer Stadt entsteht aus der Vielfalt geschichtlicher Einflüsse und der Präsenz verschiedener Kulturen, er entwickelt sich aus der kontinuierlichen Auseinandersetzung und dem Gegensatz zwischen Heimischem und Fremdem – die Kunst der Balearen ist hierfür ein hervorragendes Beispiel. Inseln ohne Grenzen ist eine Ausstellung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, der Welt die Kunst der Balearen näher zu bringen. Sechs Künstler, einige von ihnen auf den Balearen geboren, einige aus anderen Autonomen Regionen sowie aus dem Ausland, für die die Balearen Heimat, Arbeitsplatz und Quelle der Inspiration zugleich sind, haben ihre Kunstwerke für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt : Josep María Alaminos, Jorge Azri, Guillem Crespí Alemany, Xavier Llull, Toni Mandilego und Velcha Velchev. Wie schon der Titel der Ausstellung andeutet, handelt es sich um eine freie Kunst, die sich für die globalisierte Welt, in der wir leben engagiert, eine Welt, die offen ist und die keine Grenzen kennt, offen in viele Richtungen. Ort und Zeitpunkt der Ausstellung wurden hierbei keinesfalls dem Zufall überlassen. Die Künstler wählten Berlin, weil sie mit ihren Arbeiten zu den Feierlichkeiten anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Mauerfalls beitragen wollten. Gleichzeitig wollten sie damit ihren Willen bekunden, eine Welt ohne Grenzen zu unterstützen, sowohl ideologisch als auch real. Die Auswahl der ausgestellten Gemälde und Skulpturen bildet einerseits eine harmonische Einheit, andererseits sprechen die einzelnen Kunstwerke eine individuelle Sprache mit einer persönlichen und einer professionellen Geschichte und der eigenen Zukunftsprojektion des Künstlers.
Bei den Bildern und Skulpturen des in Granada geborenen und seit 1972 auf Mallorca ansässigen Künstlers Josep Maria Alaminos dreht sich alles um die menschliche Figur als ein Wesen, das dem Dialog und dem Verständnis offen gegenüber steht und das in der Lage ist, alle Grenzen zu überschreiten, einschließlich der in unserem Geiste. Die Bilder erklären sich durch ihre Titel wie Wörter, Grenzen, Kosmos oder Geist sowie durch ihre vielfältigen Symbole selbst. Personen, die mit offenen Armen auf einen zugehen und Silhouetten des menschlichen Kopfes, die für den Geist und das Denken stehen. Die Figuren sind in weiß und schwarz gehalten, sie verkörpern das Positive und das Negative; beide ergänzen und brauchen sich gegenseitig, um zu existieren.
Durch die Hand des seit über zwanzig Jahren auf Mallorca lebenden syrischen Malers Jorge Azri verschmelzen die Stadtlandschaften Berlins und Palmas und doch brechen sie gleichzeitig in abstrakter Weise auseinander, durch die Verwendung mehrerer Formen in verschiedenen Werken. Die rote Linie und die Transfertechnik werden häufig von ihm verwendet, um mit der Farbpalette und der Tradition zu brechen. Die auf allen Seiten bemalten Würfel erlauben es dem Betrachter, das Bild zu verlassen, in den physischen Raum vorzudringen und dadurch sowohl die visuelle als auch die konzeptionelle Perspektive zu erweitern. Unter Beibehaltung der farblichen Linie und des Motivs stellen die Würfel eine Fortsetzung des Bildes dar und vermitteln eine gewisse Melancholie und Poesie der Großstädte.
Die Bilder und Skulpturen des mallorquinischen Künstlers Guillem Crespí Alemany scheinen zum Leben zu erwachen. Sein Interesse für das Objekt besteht darin, es so darzustellen, wie er es sieht, um danach die gegenständliche Form des Objekts zu komponieren. Durch die Darstellung in verdünntem Acryl und japanischer Tinte verlieren die verschiedenen Instrumente wie der Flügel, die Geigen oder das Violoncello an Steifheit und Schwere und verwandeln sich in Objekte mit sanften Wölbungen und elastischen Formen. Durch dripping gewinnen seine Pinselstriche auf dem Papier und auf der Leinwand an Leichtigkeit. Genauso verhält es sich mit seinen Eisenskulpturen, die derselben Vorgehensweise folgen. Das harte und kalte Metall erhält durch runde und sanfte Formen viel Bewegung.
Die Skulpturen, die der aus Palma stammende Künstler Xavier Llull seit vielen Jahren meißelt, strahlen etwas Archaisches aus. Auch wenn er sich modernen Techniken nicht verschließt entstehen seine Skulpturen durch eine sehr persönliche Arbeitsmethode, einer Form, wie sie seit Urzeiten angewandt wird. Ausgehend von einer Idee in seinem Kopf experimentiert er mit sämtlichen Arten von Natursteinen. In seinem Werk vermischt sich Bildhaftes mit Abstraktem. Seine Inspirationen erhält er oftmals von anderen Zivilisationen des Mittelmeerraums oder des afrikanischen Kontinents. Die Inspiration für seine länglichen Skulpturen erhielt er durch die Masken des Fang-Stammes in Gabun, die schon die Künstler der Avantgarde des XX. Jahrhunderts in ihren Bann zogen.
Der mallorquinische Maler und Bildhauer Toni Mandilego sucht neue ausdrucksvolle Wege, um die Bildhauerei mit der abstrakten Malerei zu verschmelzen, die durch ihren Reichtum an Elementen eine enorme Vielfalt an Ausdrucksweisen zulässt. Dabei erforscht er das Verhalten des Lichts auf Materialien, die miteinander harmonieren wie z.B. Eisen, Stein, Glas, Stahl und Holz. Er ist ein Alchimist, der es schafft, Gegensätze zu vereinen. Fasziniert von der Feinheit der Kurve und der Überzeugungskraft der Geraden führt er Elemente der Bildhauerei in die Malerei ein und umgekehrt. Sein Interesse an der Architektur zeigt sich in der Definition der Kontinuität von 3 Dimensionen und der Fläche, wodurch er flache Skulpturen und fast dreidimensionale Bilder schafft.
Der seit 1991 auf Mallorca lebende gebürtige serbische Künstler Velcha Velchev versinkt in sein Inneres, um sich von bereits Bekanntem zu distanzieren und um Grenzen zu überschreiten, um neues, unbekanntes Terrain zu beschreiten und seine Skulpturen einer unaufhörlichen Evolution zu unterziehen. Ihm gelingt es, Materialien wie Eisen, Blei und Zinn, die ursprünglich für die Verwendung in der Industrie bestimmt waren, in fast malerische Kompositionen zu verwandeln, eine Herausforderung und ein Aufbrechen der Grenzen zwischen Bildhauerei und Malerei. Konzepte wie Bewegung, Farbe, Licht, Zeit und Raum sind die Konzepte, auf die sich seine räumlichen Skulpturen stützen, die versuchen ein formales Gleichgewicht zwischen realem Raum und Illusion herzustellen und sich neuen Interpretationen öffnen.
Suzana Mihalic
MITWIRKUNG: Institut d'Estudis Baleàrics, Institut Ramón Llull
KURATORIN: SUZANA MIHALIC
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