Max Schulze - Nervöses Wohnen Ausstellung Krefeld

Ausstellung Galerie Galerie Börgmann

Datum: 10.09.2011 - 09.10.2011

Künstler: Max Schulze

Veranstalter & Ort:
Galerie Galerie Börgmann
47798 Krefeld
Südwall


Max Schulze – Schutz des Wohnraums vor künstlerischem Niederschlag
In einem bildnerischen Akt der Abstraktion scheint das Motiv gesprengt. Unter den Resten eines malerischen Gestus bricht der Bildraum in sich zusammen und gibt den Blick frei auf ein rhythmisches Gefüge, eine Komposition, die sich zwischen der genauen Setzung grafischer Elemente und dem freien, experimentellen Auftrag von Farbe und Material bewegt. Neben flächig aufgetragenen Schichten bilden frottierte, gesprühte und gespritzte Farbebenen und Nebel den Bildraum. Stilisierte, malerisch fein ausgearbeitete Elemente fliegen durch die Luft und stehen grob collagierten Brocken gegenüber. Der Bildgrund, der mal aus klassischer Leinwand, mal aus profanen Materialien wie Malervlies, Sperrholz oder Seekiefer-Platten besteht, ist teils mit Gewalt bearbeitet, an einigen Stellen durchbrochen oder mit den Versatzstücken anderer Bilder versehen. Gerade die Materialität, die vielschichtige Kombination und physische Arbeit am Gegenstand, verleiht den Bildern etwas objekthaftes.
Die groß- und mittelformatigen Arbeiten von Max Schulze wirken wie kurze Momentaufnahmen einer sich ständig fortführenden Sequenz, der weder Anfang noch Ende zuzuordnen sind. Mit ihren schwarzen Rahmen erinnern sie an Panels in Comic Strips, doch bleibt es offen in welcher Abfolge oder Relation die Bilder zueinander stehen. Jedes könnte zeitlich vor oder nach dem anderen anzusiedeln sein, denn trotz ihrer augenscheinlichen Sequenzialität erscheint es unmöglich, einen offensichtlich kausalen Zusammenhang zwischen ihnen zu erschließen.
Motiv und Bildgrund scheinen nur noch Versatzstücke dessen zu sein, was sie vielleicht einmal gewesen sind.
Schulze erforscht hier in seiner Arbeit nicht nur die Grenzen und Ränder bildnerischer Darstellung, mit der Kombination aus zufällig malerischen Strukturen und signethafter, artifizieller Farbwahl fordert er zugleich die Wahrnehmung der Bildbetrachter heraus. Wobei er jedoch nicht im Format der Malerei verbleibt, sondern die bewusste Gestaltung des Raumes in die Gesamtinszenierung seiner Bilder einbezieht.
Ausgehend von schwarz/gelb als Farbkombination mit größtmöglicher Signalwirkung, die Natur, Industrie und Architektur als Warnzeichnung dient, hat Schulze die Ausstellung "Nervöses Wohnen" in der Galerie Börgmann in Krefeld konzipiert.
Die Räume der Galerie sind in einem Stadthaus aus dem Jahre 1889 untergebracht, die ehemalige Wohnung ist zu einem Ausstellungsraum umfunktioniert worden. Einige wohnliche Elemente sind jedoch erhalten geblieben: Fußboden, Türen und Stuck sind nach heutigem Standard restauriert worden. Die Intervention Schulzes setzt an diesem Verhältnis von Wohn-/Galerieraum und der Präsentation von Kunstwerken darin an. Durch das Auslegen einer schwarzen, glänzenden Schutz-Folie erfährt die Galerie eine radikale formale Veränderung: im Kontrast zur eigentlichen Architektur entsteht der Eindruck eines abweisenden, artifiziellen Raumes. Anders als im White Cube, der den Fokus auf die Kunst selbst lenkt, werden die Arbeiten von Schulze auf diese Art gleichermaßen eingebunden und isoliert. Das Verhältnis von Kunst als Ware und Wohndekoration wird auf der einen Seite offensichtlich, durch die Gesamtinszenierung jedoch gleichzeitig unterlaufen.

Katharina Zanolari

Foto: Max Schulze
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