Ausstellung Kunstverein Nassauischer Kunstverein Wiesbaden
Datum: 18.03.2012 - 06.05.2012
Künstler: Erik Blinderman & Lisa Rave, Matt Golden, Jeremy Hutchison, I. Helen Jilavu, Oliver Laric, Lech Majewski, Jenny Michel, Wilfredo Prieto, Susa Templin, Robert Voit, Katrin Wegemann, Ken & Julia Yonetani
Veranstalter & Ort:
Kunstverein Nassauischer Kunstverein Wiesbaden
65185 Wiesbaden
Wilhelmstraße 15
Der schöne Schein ist seit jeher Bildthema der Kunst. Von der Bestrebung, mittels künstlerischer Darstellung eine täuschende Wirkung zu erzielen, zeugt bereits die von Plinius überlieferte Legende vom antiken Maler Zeuxis, der Trauben so illusionistisch malte, dass Vögel herbeiflogen, um nach ihnen zu picken. Die Verleugnung der künstlerischen Handschrift zu Gunsten einer perfekten Oberfläche ist Voraussetzung für die malerische Täuschung, das Trompe-l’œil. Erst mit dem Betrachter, der der perfekten Illusion erliegt, erweist sich die Vollendung der Nachahmung.
Bis heute arbeiten Künstlerinnen und Künstler nach dieser Strategie, auch jenseits der Malerei, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und Medien. Die Gruppenausstellung präsentiert nicht nur künstlerische Ansätze, die sich formal in die kunstgeschichtliche Tradition der Illusion einreihen, sondern ebenso Positionen, die gesellschaftliche Normen reflektieren. Denn oftmals ist der Schein in komplexer Form akzeptierter Bestandteil des alltäglichen Lebens, ein Kitt, der das soziale Gefüge zusammenhält und zum Teil absurde Züge annimmt. Was ist Realität, was Illusion? Eine Frage, die nicht nur auf Kunst beschränkt bleiben kann, solange gesellschaftliche Konstrukte existieren, die ebenso auf die Bereitschaft, sich täuschen zu lassen, angewiesen sind. Und ist am Ende die Strategie des Trompe-l’œil in Verbindung zu bringen mit dem Plagiat, um die Idee der Originalität kritisch infrage zu stellen?
„Je pense, donc je suis“ schrieb René Descartes 1637 und meinte damit „Ich zweifle also bin ich“. Während des Ausstellungsrundgangs werden sich auch die Besucher im Spannungsfeld zwischen Original und Kopie, Versprechen und Enttäuschung, Illusion und Realität, Ironie und bitterem Ernst bewegen und sich zwischen ihrer Sinneswahrnehmung und dem Verstand entscheiden müssen.
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