Ausstellung Edition Anne Naundorf / A.N.C. PROJECTS
Datum: 23.11.2013 - 30.11.2013
Künstler: Rosa Lübbe, Florian Schramm, Franziska Beilfuss, Jens
Klein,
Markus Draper
Veranstalter & Ort:
Edition Anne Naundorf / A.N.C. PROJECTS
10435 Berlin
Knaackstrasse 80
In der Zeit der Be- und Überwachung, nicht in einer
Diktatur lebend, sondern in einem demokratischen
Rechtsstaat, ist zunehmend die Frage, was
Demokratie heißt – war sie einst als "die Freiheit des
anders Denkenden" defniert. In der heutigen Zeit,
im
Netz oder in einer Stadt wie Berlin sind unsere
Informationen gespeichert und abrufbar – nach
langem Zeitraum wieder von einem Datenträger
gelöscht.
"Während der Staat immer mehr in Überwachung
durch Kamerasysteme seiner Bürger investiert und
der Schutz des privaten Eigentums immer weiter
greifende Ausmaße annimmt, geben wir freiwillig,
öffentlich zugänglich, immer mehr über unser
Leben
preis.
Gegenüber der entstehenden Zentrale des
Bundesnachrichtendienstes befndet sich ein Berliner
Wohnhaus, das schon zu DDR-Zeiten errrichtet
wurde. Rosa Lübbe porträtiert in ihrem Film „Die
besteLage“ (2012) die Bewohner des Hauses.
Mehrere
Generationen geben ihre persönlichen Erinnerungen
an ein bewegtes Stück Land, das sie direkt von
ihren
Balkonen aus beobachten konnten, preis. Jede
einzelne
Erinnerung ist ebenso Teil unseres kollektiven
Gedächtnis.
Vergleichbar installierten Überwachungskameras an
Gebäuden ersucht Florian Schramm mit seiner
Kamera das Wachpersonal in den Säalen der Museen
-
im Artikum in Finnland, im Guggenheim in Bilbao,
im
Hamburger Bahnhof in Berlin, im Kunsthistorischen
Museum in Wien, im Modern Instanbul, im Pushkin
Museum in Moskau – Schramm agiert als
Beobachtender der Beobachteten.
Die Fotografen der Bildserie „Hundewege, Index
eines
konspirativen Alltags“ von Jens Klein zeigen
vermutete Regimefeinde, die beim Einwerfen von
Briefen oder beim Ausführen der Hunde observiert
wurden. Schnappschußartig, doch mit einem
Teleobjektiv aufgenommen, sind sie unscharf und
verwackelt – für Jens Klein ist dieses Archivmaterial
ein Zeitdokument und eine Erinnerung an einen
konspirativen
Alltag.
Die Zeichnungen von Franziska Beilfuss gehen
poetisch und erzählerisch mit der Thematik der
Bewachung um. In fernöstlichen Regionen
beobachtete sie Menschen, deren Umgang
miteinander und in der Gesellschaft, lebte in
unterschiedlichen Familien und ist im
kontinuierlichen Austausch mit ihnen. Was
Öffentlichkeit, Privatheit und Freiheit in anderen
Kulturen und Staatssystemen bedeutet, steht im
Mittelpunkt Beilfuss künstlerischer Betrachtung.
„In and out of Rosenheim“ (2012) von Markus
Draper
beschäftigt sich mit Horst Herold, der von 1972 bis
1981 Präsident des Bundeskriminalamtes war. Bis
heute ist seine Person umstritten - als erklärter
Marxist den Konservativen zu links, verkörpert er
für
die Linksliberalen das "Schreckgespenst" des
Überwachungsstaates. Auf einem Modell der
Bundesgrenzschutz-Kaserne Rosenheim - dem Ort,
wo Herold noch heute lebt - setzt Draper die
konträre
Biographie Herolds „in Szene“.
(copyright)
Ads