Von der Tradition bis zur Moderne. Das Verständnis des Realismus in der bildenden Kunst der DDR Ausstellung Berlin

Ausstellung Auktionshaus Ostdeutsche Kunstauktionen

Datum: 27.02.2015 - 20.03.2015

Künstler: Edmund Kesting, Otto Niemeyer-Holstein, Wolfgang Leber, Joachim Heuer, Horst Strempel, Gerhard Altenbourg, Hans Vent, Peter Hermann, Hans Ticha, Klaus Roenspieß, Manfred Böttcher, Willi Sitte, Max Schwimmer, Max Uhlig, A.R. Penk und andere.

Veranstalter & Ort:
Auktionshaus Ostdeutsche Kunstauktionen
10243 Berlin
Karl-Marx-Allee 123

Das Wort Realismus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „die Sache betreffend.“ In der Antike taucht Realismus als Begriff Mimesis bei Aristoteles auf und wurde seit der Wiederentdeckung seiner Poetik in der Renaissance oft diskutiert und praktiziert. Im 19. Jahrhundert bezeichnete Realismus eine neue Strömung in der Kunst. Er propagiert die wahrheitsgetreue Wiedergabe der Realität und macht den Menschen und die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Gegenstand seiner Darstellung. Ein Merkmal dieser Stilrichtung in der Malerei ist die Figuration. Spricht man von Realismus in der Kunst der DDR, so wird der erste Gedanke auf die Staatskunst gerichtet, die zwar „den denkenden und handelnden Menschen“ ins Zentrum stellt, ihm jedoch klischeehafte Schönheit und Optimismus verleiht. Das Verständnis des Realismus in der DDR ist aber weitreichender und grenzt sich stark von der Propaganda-kunst ab.
Es ist festzustellen, dass die realistische Haltung und die figurative Gestaltung der Bilder eine persönliche Überzeugung der Künstler war. Mit der Gründung eines neuen Staates sollte eine neue Identität aufgebaut werden, allerdings mit der Rücksicht auf die Tradition. So bietet die DDR-Kunst ein neues Spannungsfeld an, in der Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen. Somit bemüht sich die Kunst um eine neue, zeitgenössische Figuration. Das neue Kunstverständnis wurde vom Staat gefördert und unterstützt, dennoch schloss die Kunst die Reflexion eigener Erlebnisse nicht aus. Mit dem Aufkommen der Formalismus-Debatte entwickelte sich in der DDR-Malerei eine eigene metaphorisch-symbolische Bildsprache. Die Besonderheit dieser Sprache bestand in einer raffinierten Verschmelzung von Elementen eines traditionellen Erzählens mit einer neuen Ausdrucksform, die sich an der Wahrnehmung des Betrachters orientierte. Das Gegenständliche löst sich in der Fläche auf, ohne jedoch in die Abstraktion überzugehen. Somit erreicht der Realismus einen neuen ästhetischen Effekt. Die Interpretation der Bilder überließ man ganz dem Rezipienten. Betrachtet man zum Beispiel das „Atelier-Bild” von Manfred Böttcher oder „Berlin-Kreuzberg“ von Peter Herrmann, so stellt man fest, dass die neue Malweise eine Reihe existenzieller Themen aufgreift. Nicht der Mensch steht im Vordergrund des Bildes, sondern sein Umfeld. Die Ordnung der Dinge überragt seine Präsenz. Man spricht von der Entfremdung des Individuums von seiner Wirklichkeit, von den „Metaphern des Fremdseins“.
Ein anderes Verständnis des Realismus in der DDR bieten die Arbeiten von Max Uhlig und Edmund Kesting. Ihre Arbeiten erscheinen abstrakt, beim näheren Betrachten wird jedoch die Realität exakt erkennbar. Die Bilder beschäftigen sich mit der Natur, sei es Mensch, Landschaft oder Stilleben. Das Objektive wird hier als „ Ich Ereignis“aufgefasst. Max Uhlig sprach von „erregtem Zusammenspiel des Ähnlich – Unähnlichen“.
Die Technik der Montage und Collage kündigt „den Durchbruch eines neuen Realismus“ an. Durch die Zertrümmerung der Formen und durch das Aufnehmen der Wirklichkeitselemente in das Bild wurde das Verhältnis von Abbild und Wirklichkeit erneut in Frage gestellt.
Man muss festhalten; die Kunst in der DDR verstand sich nicht als Flucht aus der bedrängten Wirklichkeit! Vielmehr brachte sie ein neues, kritisches Verständnis für die Lebenspraxis auf. Sie überprüfte den sozialistischen Realismus und stellte die Frage nach dem Befinden des Individuums in einer neuen Gesellschaft.

Ekaterine Oshkhereli (M.A.)
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