Ausstellung Institution Haus am Waldsee - Internationale Kunst in Berlin
Unsere Vorstellungen von Realität sind Täuschung. Alle Vorhersehbarkeiten sind Spekulation. Orte und Zeiten sind relativ. Diese philosophischen Grundeinsichten bestehen seit der frühen Antike. Die 1979 in Kattowitz/Polen geborene Künstlerin Alicja Kwade nutzt das unveränderte Wissen, um unsere Alltagswahrnehmung kritisch zu hinterfragen.
Seit gut zehn Jahren geht die Künstlerin in ihrem bildhauerischen Werk astrophysikalischen und philosophischen Fragen auf den Grund. Mit einfachen Mitteln sucht sie unterschiedliche Realitätsstrukturen frei zu legen: Identische Äste lehnen an der Wand. Unterschiedliche Edelmetalle liegen wie Statistikblöcke geschichtet am Boden. Findlinge und Steine fluten in den Ausstellungsraum. Doch kann die Natur zwei identische Äste schaffen? Ist der Wert eines Metalls heute derselbe wie morgen? Kwade will nicht den Betrachter täuschen, sie will ihm vielmehr die Täuschungen offenbaren, denen er unablässig unterliegt.
Wie sollte in einem Universum, das bis ins kleinste Atom dynamisch und veränderlich ist, etwas sicher und vorhersehbar sein? Und doch basiert unser aktuelles Wirtschaftssystem auf dem Versprechen absoluter Verlässlichkeit. Auch Werbung und Medien können die Zukunft jedoch nicht kennen. Sie schaffen vielmehr Scheinsicherheiten und nutzen dabei die subtil vorhandenen Zukunftsängste der Menschen, um ökonomisch erfolgreich zu sein. Indem Alicja Kwade Themenfelder wie Parallelwelten und Scheinsicherheiten mit künstlerischen Mitteln bearbeitet, veranschaulicht sie das konsumistische Denken und die psychischen Schwächen unserer Gegenwart.
Mitte Oktober erscheint ein Katalog in Deutsch und Englisch, herausgegeben und eingeleitet von Katja Blomberg. Verlag Walther König. Preis 19.80 Euro.
Ads