Ausstellung Galerie Egbert Baqué Contemporary
Datum: 16.04.2016 - 21.05.2016
Künstler: Irina Birger • Yorjander Capetillo Hernández
Gil Heitor Cortesão • Satoshi Fujiwara
Philippe Huart • LawickMüller
Daecheon Lee • Wolfgang Neumann
Alisa Resnik • Joachim Seinfeld
Veranstalter & Ort:
Galerie Egbert Baqué Contemporary
10719 Berlin
Fasanenstraße 37
FACING THE FUTURE vereint zehn internationale künstlerische Positionen, deren jede einen besonderen Blick auf die Welt oder in die Zukunft reflektiert – optimistisch oder düster, realistisch oder sarkastisch, persönlich-privat oder auch explizit gesellschaftskritisch, im Blick zurück auf die Geschichte oder analytisch hart auf die Gegenwart konzentriert.
Die Zeichnungen der niederländischen Künstlerin Irina Birger mit ihren kunstvoll arrangierten, wie ziseliert ausgearbeiteten Signalwörtern legen nahe, dass sie ihren eigenen Gemütszustand, eine momentane Einstellung anspricht, zumal die Serie, zu der sie gehören, den Titel Irina Birger Says trägt.
Der Kosmos des Kubaners Yorjander Capetillo Hernández ist surreal, seine Malereien gleichen einer Folge von Theaterszenerien, die zwar keinem identifizierbaren Stück zuzuordnen sind, allerdings viel mit den absurden Dramen der Conditio humana zu tun haben, damit, wie politische Erfahrungen menschliche Situationen prägen.
Der portugiesische Maler Gil Heitor Cortesão zeigt Räume einer Welt, die im Verborgenen liegt und aufgegeben scheint. Die melancholische Atmosphäre seiner Bilder verweist auf eine vergangene Epoche, die noch gar nicht so lange zurückliegt, eine Zeit, die heute der klassischen Moderne zugeordnet und wiederentdeckt wird.
Wie durch ein Brennglas und in wohlkomponierten Ausschnitten schaut der japanische Fotokünstler Satoshi Fujiwara auf unsere Gegenwart, auf die gewalttätige Realität politischer Kämpfe. Fast plastisch tritt jedes Detail hervor, jedes noch so kleines Körnchen Materie wirkt greifbar.
Gnadenlos stellt auch der französische Maler und Zeichner Philippe Huart die Brutalität einer sich immer wieder aufdrängenden Wirklichkeit dar, die wir meist nur aus den Nachrichten – oder aus Alpträumen – kennen und gerne schnell vergessen und verdrängen.
Heiter, luftig und optimistisch wirkt hingegen die neue großformatige Fotoarbeit von LawickMüller. Das Künstlerpaar Friederike von Lawick und Hans Müller sieht ein buchstäblich überirdisches, betriebsames Berlin, über dem sich ein strahlend blauer Himmel wölbt.
Der koreanische Künstler Daecheon Lee verbindet in seinen in zarten Farben vibrierenden Gemälden virtuos Traditionen asiatischer Landschaftsmalerei mit zeitgenössischer Bildgestaltung und Elementen der Gegenwart, die oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen sind und bedrohlich erscheinen. Ob in Andeutungen zur Umweltzerstörung oder im Aufblitzen kriegerischer Akte – die Idylle zeigt Brüche.
Wolfgang Neumann ist bekannt für seinen sarkastischen oder ironischen Blick auf unsere von medialen Bildern überwältigte Gegenwart, die er malerisch oder zeichnerisch und mit untergründigem Witz so gut in den Griff bekommt und auf den Punkt bringt. Doch auch er muss manchmal innehalten und durchatmen: Je pense – Ich denke nach, steht auf einer seiner beiden neuen Leinwände zu lesen.
Die Protagonisten in den Bildern der russisch-deutschen Fotokünstlerin Alisa Resnik tauchen, als seien sie auf der Suche oder verirrt, aus dem Dunkel der Nacht auf oder sie sind im Begriff, darin zu verschwinden. Auch die verlassenen Orte, die leeren, verlebten Räume dieser nächtlichen Welt, atmen eine düstere Poesie.
Joachim Seinfeld hat ein versunkenes Berlin entdeckt und Relikte der Vergangenheit dieser Stadt nicht nur vor achtloser Zerstörung bewahrt, er hat sie auch neu belebt – mit Erinnerungen an Menschen, die, längst vergessen, mit einem Mal geisterhaft als Bild aufscheinen. Auf Wandabnahmen aus Berliner Mietshäusern der Gründerzeit, hat er mit Fotoemulsion private Aufnahmen von Personen appliziert, die zu jener Zeit, da die Häuser entstanden, in den Straßen Berlins wohnten.
Der Titel der Ausstellung, FACING THE FUTURE – DER ZUKUNFT ZUGEWANDT, kann durchaus auch in einem zweiten Sinne verstanden werden: als Hinweis auf Kommendes. Sechs der zehn Künstler präsentieren wir zum ersten und sicher nicht zum letzten Mal in unserer Galerie.
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