Virus Form, Geometrisches aus Dresden von 1920 bis 2016 Ausstellung Berlin

Ausstellung Galerie Gebr. Lehmann

Datum: 21.05.2016 - 16.07.2016

Künstler: Karl-Heinz Adler, Hermann Glöckner, Olaf Holzapfel, Günther Hornig, Friedrich Kracht, Manfred Luther, Wilhelm Müller, Ursula Sax, Stefan Schröder, Inge Thiess-Böttner, Leoni Wirth, als Gast: A.R. Penck, kuratiert von Susanne Altmann

Veranstalter & Ort:
Galerie Gebr. Lehmann
01097 Dresden
Neustädter Markt 11/12

Und es verbreitete sich doch: Trotz staatlicher Quarantänemaßnahmen gelang es nicht, das Virus des Formalismus auszurotten. Mit Standhaftigkeit und Tricks blieben Künstler_innen in im restriktiven DDRKlima ihrem Hang zur Geometrie und zur Abstraktion treu.

Die Ausstellung VIRUS FORM zeigt, dass es besonders in Dresden regelrechte Brutherde dieser vermeintlichen Subversion gab. Alljene, denen bei diesem Thema nur der Name Hermann Glöckner (1889-1987) einfällt, werden ihre Überraschung erleben. So bekommt hier der einzige Schüler Glöckners, Wilhelm Müller (1928-1999) seinen Auftritt, der unbeirrt mit strengen seriellen Konstruktionen und witzigen Überdehnungen von Regularien seinen Weg ging. Viele andere seiner infizierten Kolleginnen und Kollegen wie Leoni Wirth (1935-2012), Karl-Heinz Adler (*1927) oder Friedrich Kracht (1925-2007) fanden ihr Biotop in der Nähe zur Architektur. Die Formsteinabwicklungen von Adler etwa, wiewohl als baugebundenes Schmuckwerk beauftragt, zeigen in Entwurf und Realisierung konzeptionellen Erfindergeist auf der Höhe der damaligen internationalen Entwicklungen. Die Brunnenmodelle von Wirth funktionieren heute als eigenständige, poetische aufgeladene Skulpturen. Wie Hermann Glöckner (Fassadengrafiker) und Wilhelm Müller (Dentist) führte auch Inge Thieß-Böttner (1924-1998) als Puppengestalterin und Maskenbildnerin ein DDR-typisches Doppellleben von Kreativen. Besonders ihre experimentellen, häufig farbigen Linoleumdrucke begeistern in ihrem Variantenreichtum zwischen rationaler Vorgabe und Intuition. In eine Reihe mit den philosophischen Tiefenbohrungen des Minimalismus stellen sich auch die stets kreisrunden Exerzitien eines Manfred Luther (1925-2004), der in dieser Figur nicht nur ein geometrisches Element, sondern auch ein universelles Symbol sah. In verschiedenen Zirkeln, theoretisch unterfüttert von Kunsthistoriker_innen wie Werner Schmidt oder Ingrid Adler, fand gleichzeitig ein niveauvoller Diskurs zu dieser Formenwelt statt.

Nach 1989 ließen sich jüngere Künstler wie Olaf Holzapfel (*1969 ) oder Stefan Schröder (*1966) von der avantgardistischen Klarheit Müllers, Glöckners oder Adlers anstecken und benennen diese heute noch als ihre Vorbilder. Großen Einfluss hatte auch der Dresdner Hochschullehrer Günther Hornig (*1937), der mit Eigensinn und Offenheit die Geometrie dreidimensional pflegte und seine Begeisterung weitergab. Ab 1993 lehrte die Willi Baumeister-Schülerin Ursula Sax (*1935) an der Kunstakademie. Sie aktualisierte mit raumgreifenden Objekten und kühnen Performances den Geist des Bauhauses und öffnete den Blick für neue Materialien.

Die Exkursion in die konkrete und konstruktivistische Tradition Dresdens gibt Einblick in die Gratwanderung zwischen angewandter Ostmoderne und autonomen Schaffen, einerseits. Andererseits will sie mit Vorurteilen aufräumen und längst zugeklappte Kunstgeschichtsbücher wieder öffnen.
Außerdem wird diese Art Kunst schon viel zu lange viel zu ernsthaft und auratisch arrangiert. Die Präsentation der Kuratorin Susanne Altmann setzt sich über derlei Beschränkungen von Ideologie, Chronologie und Choreographie beherzt hinweg und stellt erfrischende Verwandtschaften her. Dabei spannt sie den Bogen in die Gegenwart und zu deren neu erwachten Interesse an geometrischen Abstraktionen.
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