Ausstellung Galerie Galerie Karsten Greve
Datum: 28.06.2016 - 27.08.2016
Künstler: Georgia Russell, Claire Morgan, Pierrette Bloch, Shihua Qiu, Mimmo Jodice, Jean-Michel Othoniel, Gideon Rubin, Leiko Ikemura, Norbert Prangenberg, Gotthard Graubner, Catherine Lee, Paco Knöller, Raúl Illarramendi, Lawrence Carroll
Veranstalter & Ort:
Galerie Galerie Karsten Greve
50667 Koeln
Drususgasse 1-5
Die Galerie Karsten Greve Köln freut sich, die Summer Show mit internationalen Künstlern der Galerie aus drei Generationen in einer Gruppenausstellung zu präsentieren. Gezeigt werden Skulpturen, Fotografien sowie figurative und abstrakte Malereien und Zeichnungen.
Wie vom Wind verwehte Felder bewegen sich die farbigen Leinwandarbeiten der ursprünglich aus Schottland stammenden und in der Nähe von Paris lebenden Künstlerin Georgia Russell (*1974). Bekannt dafür, Papier, Fotografien und ganze Bücher mit dem Skalpell in Landschaften und abstrakte Objekte zu verwandeln, widmet sich die Künstlerin in ihren aktuellen Werken der Leinwand, auf der sie zunächst mit Acrylfarben arbeitet und die sie dann von Hand schneidet. Die mehrlagigen, durchlässigen Strukturen werden von transparenten Fäden im Schwebezustand gehalten. Papier ist der bevorzugte Bildträger von Pierrette Bloch (*1928), mitunter ergänzt durch Weichfaserplatten. In Schwarz auf Weiß oder Weiß auf Schwarz entstehen punktuelle Formen, Striche, netzartige Gebilde, kalligraphische Andeutungen. Auch schwarze Schnüre, Bänder, Fäden auf textilem Untergrund werden zu geschriebenen Kringeln, die in den Raum hinausragen. Im Kontrast dazu – fast ganz in Weiß - stehen die Leinwandarbeiten des chinesischen Malers Qiu Shihua (*1940). Seine Werke wirken wie rohe, leere Leinwände, jedoch entdeckt man bei näherem Hinsehen Spuren von Farbe, die schemenhafte Wälder und nebelige Landschaften andeuten. Viel offensichtlicher dagegen erscheinen die Meeresveduten des süditalienischen Fotografen Mimmo Jodice (*1934), doch wirken auch sie auf den zweiten Blick wie eine flirrende Fata Morgana.
In feinen, zum Teil architektonischen Konstruktionen setzt sich die gebürtige Irin Claire Morgan (*1980) mit dem Gegensatz von Zivilisation und Natur auseinander. Minutiös formt sie an einzelnen Nylonfäden Löwenzahnsamen oder Fruchtfliegen zu geometrischen Formen, die die von ihr selbst präparierten Tiere umfangen. Das Thema der Vergänglichkeit spielt eine wesentliche Rolle in ihren filigranen, poetischen Skulpturen.
Die Leichtigkeit der durchsichtigen, überdimensionalen Ketten des französischen Künstlers Jean-Michel Othoniel (*1964) täuscht: so spielerisch die Skulpturen auch wirken mögen – ähnlich den zarten Aquarellpunkten in seinen Zeichnungen gleichen die massiven Glasperlen fliegenden Wassertropfen, doch verbirgt sich dahinter schweres, hartes Material und eine durchdachte architektonische Statik.
Die Reise ans Meer, Erinnerungen an vergangene Geschichten und zusammen verbrachte Tage auf dem Land, greift Gideon Rubin (*1973) in seinen fast skizzenhaften aber dennoch vollkommenen Portraits und Landschaften auf. Der gebürtige Israeli malt nach Fotografien, meist aus den 1920er Jahren und der Kriegszeit. Indem er die Gesichtszüge ausspart und freie Flächen in der Landschaft betont, überlässt er den Betrachter seiner Phantasie. Figurative Skulpturen und Zeichnungen der japanischen in Berlin lebenden Künstlerin Leiko Ikemura (*1951) bleiben auf ganz andere Weise unbestimmt. Oft vereinen ihre Figuren und Landschaften Mischwesen aus Mensch und Tier und einen rätselhaften Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit. Die kleinformatigen Gemälde auf Holz und Kupfer von Norbert Prangenberg (1949-2012), der Maler und Bildhauer war, sind wenngleich überwiegend abstrakt, vielfach von der Natur inspiriert. Konzentrierte farbige Formen blitzen wie Edelsteine, Blüten oder undefinierbare sommerlich-bunte Objekte aus erdigem Bildgrund hervor, eine Horizontlinie kann nur erahnt werden.
Ganz anderer Art sind die fast kubistischen Formen der amerikanischen Bildhauerin Catherine Lee (*1950). Als in alter Raku-Technik glasierte Skulpturen, die mit Nägeln zusammengehalten werden, erinnern sie an wertvolle Steine vergangener Epochen und Monolithe. Die schwebenden Rauten und facettierten, aufgesplitterten Formen tauchen wie konzentrierte, kristalline Momente ebenfalls in Paco Knöllers (*1950) neuesten Aufwachräumen auf. Mehrere Schichten von Lack und Ölkreide werden auf Holz aufgetragen, in die oberste Farbschicht zeichnet das Malermesser dann Linien, die den Lackgrund durchscheinen lassen. Linie und Farbe sind für den Künstler von entscheidender Bedeutung. Die frühen Papierarbeiten Gotthard Graubners (1930-2013) verweisen bereits auf seine Farbraumkörper. Farbige Formen erhalten auf dem Papier eine lebendige Körperhaftigkeit, Volumen und Raum. Ein Ende in der Spurensuche, aber einen Neuanfang in der Abstraktion finden die Leinwandarbeiten des Venezolaners Raúl Illarramendi (*1982). Er sucht nach Spuren in den Straßen, auf Fahrzeugen, Häuserwänden, Türen oder Fenstern, die Menschenhände, der Regen oder sonstige Einflüsse hinterlassen haben und überträgt diese Formen in seine Werke. Der Künstler rekonstruiert sie mit Buntstift auf Gouachegrund, wobei er die Farbe um die zu zeichnenden Formen herum aufträgt. Er arbeitet sozusagen „umgekehrt“, denn was schließlich als Zeichnung erscheint, sind eigentlich die freigelassenen Stellen.
Trotz der so unterschiedlichen Kontexte und Techniken der Künstler haben die ausgestellten Werke etwas Gemeinsames: ohne räumliche Verankerung schweben einzelne Punkte, Linien, Formen gravitationsfrei durch den Raum. Auch die gegenständlichen Arbeiten verbindet etwas Unbestimmtes und Fließendes, eine entrückte Stimmung. Der sommerliche Blick auf Horizontlinien und Uferlandschaften, in steter Bewegung schwingend, kann unbeschwerte oder melancholische Assoziationen mit sich bringen, aber sicher stellt sich kein Gefühl von Erdenschwere und Alltäglichkeit ein.
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