Ausstellung Galerie Gallery Taik Persons
Gallery Taik Persons ist hoch erfreut, Jari Silomäki mit seiner Soloausstellung Framing the
World zu präsentieren.
Jari Silomäki trug für sein Projekt mehr als zweihundert persönliche Geschichten von ihm
völlig unbekannten Personen in Onlineforen aus allen Ländern der Welt zusammen. Eine
Auswahl dieser Geschichten übertrug er in Fotografien, die nun in der Ausstellung zu sehen
sind. Zusammen formen sie eine gemeinsame Erzählung, in der sich die Persönlichkeiten
hinter den Pseudonymen langsam entfalten. Mit den Online-Aufzeichnungen als Startpunkt,
reist Silomäki an die Orte, die die verschiedenen Szenerien und Begebenheiten beschreiben
und beginnt, seine eigene Interpretation dieser Persönlichkeiten zu entwickeln. “Ich zeige
klassische Oberflächen der Identifikation,” sagt er. Der Kern dieser Arbeit ist die richtige
Atmosphäre zu erschaffen, die konzentrierte, zentrale Spannung, die das Leben und die
Persönlichkeit hinter jedem einzelnen Pseudonym definiert. Durch die diversen Szenerien
und Kulturen seiner Protagonisten führt Silomäki den Betrachter an eine gewisse Intimität
heran: er führt uns zu unserem eigenen Inneren, wo wir alle gleichermaßen fürchten,
begehren, fühlen und träumen.
2006 kaufte Silomäki auf einem Flohmarkt eine Sammlung an Dokumenten aus dem
Nachlass einer älteren Dame: Briefe und Notizen, schlichtweg alles, was sie ihr Leben lang
geschrieben hatte war in Müllsäcken verstaut. Dieser Fund inspirierte ihn zu der Fotografie
einer Frau, der Silomäki noch nie zuvor begegnet war. “Während ich mich durch den Inhalt
dieser Müllsäcke las, hatte ich plötzlich das Gefühl, sie sehr gut zu kennen.”, beschreibt
Silomäki seine Erfahrung. Das Portrait war der Anfang von Framing the World. An Essay on
the Organisation of Experience.
Silomäki widmet sich bereits seit den 1990er Jahren Langzeitprojekten, wie Rehearsals for
Adulthood (1997–2001) und My Weather Diaries (2011–2051). Sein Œuvre, tief verankert in
der klassischen Dokumentar-Fotografie, kann als konsequentes visuelles Theater verstanden
werden, in welchem er als Dramaturg ausgiebig fotografische Szenen schreibt, Schauspieler
leitet und das Bühnenbild inszeniert. Im Laufe der Jahre suchte Silomäki eine neue Art
der Dokumentar-Fotografie, in der er vom Beobachter zum Erzähler wird und eine eigene
Person beschreibt: als Individuum, als Teil der Gesellschaft, dort wo sie im Verlauf der
Geschichte steht. Von Lahti in Finnland bis nach Kapstadt in Südafrika – Silomäki versteht
die Umgebung als essentiellen Teil einer individuellen Geschichte. Wenn er seine ersten
virtuellen Einblicke gewonnen hat, erforscht und reist er zu den jeweiligen Heimatorten:
er fotografiert, sammelt Materialien und untersucht die Umgebung, die sozialen Strukturen
und das Zuhause. “Wer entscheidet, wessen Geschichten wichtig sind?”, fragte Silomäki
sich vor zehn Jahren, als er sich auf die Suche nach anonymen Protagonisten auf Onlineforen
und Blogs weltweit begab. Die textlichen Referenzen waren seine Spuren und Leitfäden,
die ihn zu einem Profil und einem fotografischen Portrait eines einzigen ausschlagebenden
Momentes führten, zu einem Wendepunkt im Leben eines unbekannten Autors.
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