Ausstellung Institution KW Institute for Contemporary Art
Die KW Institute for Contemporary Art freuen sich, die erste umfassende Retrospektive des aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) stammenden Künstlers Hassan Sharif (1951–2016) in Europa zu präsentieren. Sharif gehört zu den einflussreichsten Künstler*innen des 20. Jahrhunderts im Nahen und Mittleren Osten. Als einer der führenden Pioniere der Konzeptkunst und eines innovativen künstlerisch-experimentellen Ansatzes dachte Sharif tradierte Vorstellungen von Raum, Zeit, Form und sozialer Interaktion neu. Sein Werk ruft bis heute eine große Resonanz bei der jüngeren Künstler*innengeneration hervor.
Hassan Sharif wurde Anfang der 1950er-Jahre in Dubai geboren und wuchs in einer Zeit großer sozialer und wirtschaftlicher Umbrüche auf, die durch die Entdeckung des Erdöls 1966 – dem wichtigsten Wendepunkt in der Geschichte Dubais – gekennzeichnet war. 1984 kehrte Sharif nach seinem Studienabschluss an der Londoner Byam Shaw School of Art zurück in die Vereinigten Arabischen Emirate und realisierte Interventionen sowie Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Schardscha, die die dortige Künstler*innenszene erstmals mit Konzeptkunst und Fluxus-Praxis in Berührung brachten. In unterschiedlichen Rollen als Künstler, Vermittler, Kritiker und Autor suchte Sharif stets sein Publikum für den Dialog mit zeitgenössischer Kunst zu gewinnen – nicht nur mit seinen Ausstellungen, sondern auch mit historischen Kunsttexten und Manifesten, die er ins Arabische übertrug. Durch die produktive Auseinandersetzung mit dem internationalen Kunstdiskurs leistete er einen entscheidenden Beitrag zu einem neuen Kunstverständnis in den Vereinigten Arabischen Emiraten und wurde zur treibenden Kraft eines experimentellen Ansatzes um künstlerische Entsprechungen für ein hybrides Identitätsbewusstsein, bei dem die Erinnerung an die noch junge Vergangenheit nomadisierender Beduinenstämme mit einer hypermodernen Gegenwart vereinbar ist.
Hassan Sharif schuf im Laufe seines Lebens ein komplexes, kritisches und mannigfaltiges Œuvre, das Zeichnungen, Gemälde, Assemblagen, skulpturale Installationen und Performances umfasst. Losgelöst von der lokalen Kunstproduktion artikulierte er eine künstlerische Sprache, die ihrer eigenen Logik und ihrem eigenen künstlerischen Impuls folgte, prozessorientiert und nicht elitär war. Seine Arbeiten zeichnen sich durch die Verwendung alltäglicher Materialien aus und spiegeln die Produktionsbedingungen in einer postmodernen, postglobalen Gesellschaft wider – einer künstlerischen Reflexion gleich, die sich aus einer analytischen Sicht auf die unmittelbare Umgebung und aus philosophischen Fragen speist.
Die Retrospektive in den KW markiert Sharifs lange und wechselvolle Beziehung zum Emirat Schardscha und ist in enger Zusammenarbeit mit der Sharjah Art Foundation (VAE) entstanden, wo die Ausstellung 2018 erstmals präsentiert wurde. Gezeigt werden rund 150 Werke aus dem vielfältigen Œuvre des Künstlers, darunter frühe Zeitungskarikaturen und Comiczeichnungen, Gemälde, Skulptureninstallationen und Assemblagen. Im Herbst 2020 wird die Ausstellung in der Malmö Konsthall (SE) präsentiert.
Kurator*innen: Hoor Al Qasimi, Krist Gruijthuijsen
Assistenzkuratorin: Cathrin Mayer
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