Ausstellung Galerie BERNHARD KNAUS FINE ART GmbH
https://bernhardknaus.com/ausstellungen/aktuell/
Soloausstellung
Herbert Hintereggers Bilder erschließen sich nicht leicht. Sie fordern Konzentration ein, genaue Betrachtung. Reliefartig, präzis, und für das Auge herausfordernd ziehen sich bei den drei weißen Gemälden Linien über das Bild, jedoch nicht ganz bis zum Rand. Ein Rand des weiß grundierten Bildes wie auch der Raum zwischen den Linien lässt die Leinwandstruktur erkennen. Dem Betrachter wird das Gegenständliche der Bilder deutlich, gerade auch durch die Hervorhebung der Linien, die auch in derselben weißen Grundierfarbe ausgeführt sind und denen nichts Gestisches anhaftet. Nun sind Reliefs meist aus festen Materialien hergestellt, Herbert Hinteregger bezieht sich mit Keilrahmen und Leinwand jedoch auf die Tradition der Malerei. Gerade dazwischen, zwischen Gemälde und Relief und der Benutzung von Grundierfarbe als Farbmittel stellt sich eine Spannung ein, die Fragen eröffnet. Die Titel, meistens bei Herbert Hinteregger „Untitled“, ein näherer Verweis nach einem Ort oder einer Landschaft jedoch in Klammern gesetzt dahinter, sind insofern in ihrer Bedeutung wieder relativiert. Sie geben einen Hintergrund für die Bildfindung des Künstlers an, die auch für den Betrachter einen Bezug herstellen, wenn auch chiffriert. Er verweist darauf, dass die Bildfindung erinnernden Charakter, Bezug nehmenden hat. Sie sind also nicht rein abstrakt, synthetisch, obwohl die Bilder auf den ersten Blick so erscheinen mögen. Es gibt zwischen den Linien Zwischenräume. Gehören diese konstituierend mit zum Bild? Ist das ein gemeinsamer Raum? Der des Betrachters und der des Künstlers zugleich? Die Zwischenräume könnten imaginär durch die Möglichkeit ihrer Fortführung im Raum noch weiter ausgreifen und die Linien durch Ihre Körperlichkeit, ihre reliefartige Hervorhebung weitergedacht noch zusätzlich Platz einnehmen. Ist das Bild fertig? Keine Farbe, die Nichtfarbe Weiß. Lichtschluckendes Weiß, kein Glanz. Vielleicht wäre es eine Lesart zu behaupten, Herbert Hinteregger kritisiert und behauptet sich vor einer geisttötenden Bilderflut durch Respekt vor sich und dem Betrachter, indem sich das Bild zwischen Betrachter und Künstler befindet, immer neu und immer wieder anders. Kunst als Kommunikator. Das Spiegelbild (Kugelschreibertinte mit einem Schwamm auf das Glas aufgetragen) verdeutlicht dies noch mehr. Auch der vorgefertigte Spiegel schafft Raum: Die Illusion des Betrachters im Spiegelbild und die Farbe dazwischen, als Konkretes. Farbe als Material, das künstlerische Medium schlechthin. Um nicht immer nur sich selbst im Bild wieder zusehen hat Herbert Hinteregger seine Kunst dazwischen gebracht.
Axel Jablonski , 2007
Ads