Ausstellung Galerie Kang Contemporary
Datum: 21.01.2022 - 15.04.2022
Künstler: Jeongmoon Choi
Veranstalter & Ort:
Galerie Kang Contemporary
10969 Berlin
Lindenstraße 90
Es war ein eigenes Erdbebenerlebnis, 2013 in Athen, das Jeongmoon Choi dazu brachte, sich künstlerisch mit der Lehre vom Bau der Erdkruste, der Tektonik auseinanderzusetzen.
Auch für ihre Ausstellung bei KANG Contemporary widmet sich Choi dieser Thematik. Die
Künstlerin hat dabei nicht nur eine neue Installation entwickelt, sondern
gleich auch einen neuen Begriff entworfen: Das von Choi aus den
englischsprachigen Bezeichnungen für „Klima“ und „Tektonik“ zusammengesetzte
Kofferwort „Climatonic“ benennt das weitgehend noch unbeachtete Phänomen der
Beeinflussung des Klimas durch plattentektonische Prozesse, durch den Kontinentaldrift.
Chois Ausstellung „Climatonic: Floating Landscape“ macht diese Erd- und
Klimabewegungen visuell und körperlich erfahrbar, sodass man sie mit dem
eigenen Körper nachspüren kann: die aus vielen farbigen, elastischen Fäden
bestehende, den Raum durchziehende Lichtinstallation „Floating Landscape“
imaginiert und symbolisiert wellenförmig, ähnlich einer Vektorgrafik, die
Verschiebungen von Erdplatten. Grundlage für die Arbeit sind wissenschaftliche
Aufzeichnungen von seismischen Bewegungen bei Japan – der Korea benachbarten
Inselgruppe, bei der sich drei Erdplatten kreuzen.
Dadurch, dass die ursprünglich aus der Malerei kommende Künstlerin als Quelle des
Lichtes, das die akkurat gespannten Fäden auch im Dunklen visuell hervortreten
lässt, UV-Strahlen benutzt, beschreitet Choi das Grenzgebiet zwischen
Raumzeichnung und Lichtkunst. Was dabei entsteht, sind sinnliche Effekte
zwischen zweidimensionaler Aufzeichnung und deren dreidimensionaler
Interpretation.
Zusätzlich zu „Floating Landscape“, das durch die Fensterfront der Galerie auch in den
städtischen Raum ausstrahlt und insbesondere in der Dämmerung und bei
Dunkelheit auch von außen eine eigene Wirkung entfaltet, zeigt Jeongmoon Choi
im oberen Bereich von KANG Contemporary eine Anzahl teils auf den ersten Blick
zweidimensional scheinender Arbeiten: hier handelt es sich etwa um als
Notationen gezeichnete tektonische Stöße oder um Wandobjekte, bei denen streng
vertikal angeordnete Fäden in der Form von offensichtlich überfrachteten
Barcodes von der (Un-)Lesbarkeit menschlicher Erinnerungen an die
Naturkatastrophen erzählen.
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