Ausstellung Museum Draiflessen Collection
Am Thema Nachhaltigkeit kommt heutzutage niemand mehr vorbei. Der Begriff wird dabei so vielfältig verwendet, dass er droht, zur leeren Worthülse zu verkommen, und eher Überforderung als Motivation hervorruft. Viele fragen sich, ob sie überhaupt etwas bewirken können und welche Schritte sinnvoll wären.
An diesem Punkt setzt der britische Künstler Michael Pinsky mit seiner prozessualen Installation THE FINAL BID an, die er erstmals in der Draiflessen Collection realisieren wird. Der größte Anteil unseres durchschnittlichen Treibhausgasausstoßes in Deutschland entfällt – mit circa vier Tonnen – nämlich auf den Konsum von Dingen wie Möbel, Kleidung oder Geräten und eben nicht auf die Flugreise, den Energieverbrauch oder Lebensmittel.
Museum als Verkaufsplattform
Auf spielerische Art und Weise lädt Pinsky die Menschen ein, aktiv zu werden und in einer symbolischen Aktion den nicht abreißenden Strom neuer Waren zu durchbrechen. Beispielhaft hat er sich dabei für das ikonische Objekt des Stuhles entschieden. Jeder Mensch braucht mindestens einen Stuhl. Im Grunde existieren bereits Unmengen von ihnen. Anstatt immer neue Stühle zu kaufen und somit weitere Ressourcen zu verbrauchen, schlägt der Künstler vor, bereits vorhandene und gebrauchte Exemplare wiederzuverwenden. Dafür verwandelt er das Museum in eine Verkaufsplattform und ruft dazu auf, nicht mehr benötigte Stühle ins Museum zu bringen. Auf der Ausstellungsfläche werden sie Teil einer Installation, die durch einen Auktionsprozess in Bewegung versetzt wird. Im Zusammenspiel der Gebote entsteht ein sich ständig veränderndes skulpturales Ensemble, das sich am Ende wieder auflöst.
THE FINAL BID
Das Projekt spielt mit der Idee des Sammelns von Artefakten und der Aufwertung, die sie gewinnen, wenn sie in einen musealen Kontext gestellt werden. Während einige der Stühle eine besondere sentimentale Bedeutung haben mögen, sind sie im Allgemeinen von geringem kommerziellen Wert. In der Tradition des Readymade werden sie für einen Moment aus ihrer funktionalen Verwendung gerissen und zu einer Skulptur, die betrachtet werden soll, anstatt nur Möbelstücke zu sein, auf denen man sitzt. Nach dem Kauf kehren sie jedoch zu ihrer früheren Verwendung zurück.
POLLUTION PODS
Im Außenbereich der Draiflessen Collection wird während der ersten vier Wochen der Ausstellung ein weiteres Werk von Michael Pinsky zu sehen sein: Zu unserer großen Freude ist es uns möglich, die POLLUTION PODS zu präsentieren. Diese Installation simuliert in fünf miteinander verbundenen geodätischen Kuppeln die Luft- und Klimabedingungen verschiedener Orte der Welt. Die Besucher*innen durchwandern die klare Luft Norwegens, riechen die dieselbetriebenen Londoner Taxen und erfahren die Belastung durch Smog in den Städten Neu-Delhi, Peking und São Paulo am eigenen Leib. Luftverschmutzung wird in einer Intensität körperlich erfahrbar wie selten zuvor. Es ist ein unmittelbares Erlebnis, das niemanden kalt lässt und zum Nachdenken darüber anregt, was die Menschen mit ihrer Lebensweise ihrer Umwelt und damit letztendlich sich selbst zufügen. Die Installation hat bereits international für Aufsehen gesorgt und wurde unter anderem im norwegischen Trondheim, in London, Vancouver, Madrid und New York präsentiert.
Der Künstler
Der britische Künstler Michael Pinsky (* 1967) untersucht in seinen Arbeiten die geopolitische Einflussnahme des Menschen auf sein Umfeld – das kann den ökologischen Fußabdruck jeder und jedes Einzelnen, aber auch die Art der zwischenmenschlichen Interaktion umfassen. Dabei stellt er den Status quo infrage und beleuchtet mit seinen häufig auf Beteiligung und Austausch angelegten Kunstwerken, unseren wenig nachhaltigen Lebensstil, der nicht nur die Umwelt überstrapaziert, sondern langfristig auch unsere eigene Existenz bedroht.
Doch geht es dem Künstler nicht um den erhobenen Zeigefinger, sondern vielmehr um die Entwicklung eines Dialogs und eines gemeinsamen lösungsorientierten Handelns – denn: Wir können nicht weitermachen wie bisher und erwarten, dass sich etwas ändert.
Pinskys Arbeiten wurden unter anderem in der Tate Britain und im Victoria and Albert Museum, London, im Museum of Contemporary Art Chengdu, im Centre for Contemporary Arts, Glasgow, im Kunstmuseum Bonn, auf der Liverpool Biennial of Contemporary Art, im Armory Center for the Arts in Pasadena sowie auf der International Architecture Biennale Rotterdam gezeigt.
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