Subway. Fotografien von Paul Kessel Ausstellung Bremen

Ausstellung Galerie Gastfeld Gallery

Datum: 01.03.2023 - 24.06.2023

Künstler: Paul Kessel, New York

Veranstalter & Ort:
Galerie Gastfeld Gallery
28201 Bremen
Gastfeldstraße 67

Erst im Alter von 70 Jahren begann er mit dem Fotografieren und ist heute, 15 Jahre später, einer der weltweit bekanntesten Künstler der Street Photography, überhäuft mit Preisen und Auszeichnungen. Sein vielfach preisgekröntes Foto »Q Train« aus der jetzt bei uns gezeigten Serie »Subway« ist wohl so oft wie kein anderes dieses Genres publiziert worden.

Die Rede ist von Paul Kessel, der die meiste Zeit seines Lebens in New York gelebt hat und eine Karriere als Hochschullehrer für Klinische Psychologie und Psychoanalyse hatte. Nachdem er im Ruhestand war, seine Tochter eine eigene Wohnung hatte und nicht mehr bei ihm lebte, meldete er sich einen Monat vor seinem siebzigsten Geburtstag aus Langeweile beim International Center of Photography in New York City für den grundlegensten Kurs für Anfänger an, studierte dann neun Jahre an dem Institut und nahm an einer Rekordzahl von Kursen – mehr als 50 – teil.

Ursprünglich interessierte Paul sich für Porträtfotografie, entdeckte aber die Straßenfotografie und tauchte darin ein: »Mein Hauptinteresse ist Straßenfotografie. Ich war die meiste Zeit meines Lebens ein ambitionierter Amateurgolfer und behandle Straßenfotografie als Sport. Normalerweise ist eine Aufwärmphase erforderlich und sobald sich eine gewisse Dynamik entwickelt hat, gibt es gelegentlich eine sehr gute Aufnahme unter vielen, die man vergessen kann. An seltenen Tagen verfalle ich vielleicht in diesen schwer fassbaren Zustand des ›being in the zone‹.«

»A photograph does not succeed by content alone«, sagte Paul dem Blog The Phoblographer. »Photography is about vision, persistence, perception, memory, lots of practice, patience, and so many other elements beyond technique.«

Am Anfang seiner Karriere als Fotograf bat Paul die Menschen um Erlaubnis, sie zu fotografieren, ging dann aber über zu ungestellten Portraits und schließlich zu ungestellten Straßenszenen.

Bis zur Pandemie war die U-Bahn für Paul eine reiche Materialquelle. Die Bilder der Serie »Subway« sind im Zug selbst, auf dem Bahnsteig sowie beim Betreten und Verlassen der U-Bahnstation entstanden. Unsere Ausstellung zeigt von der langen Wand oben links bis zur Wand zwischen den Fenstern unter rechts die Abfolge einer New Yorker U-Bahnfahrt.

Das Foto »Q Train« aus dieser Serie, welches an Renaissancemalerei erinnern mag, hat weltweit zahlreiche Preise und eine geradezu unglaubliche Menge an Aufmerksamkeit und Lob gewonnen. Neben vielen anderen Auszeichnungen gewann es beim Miami Street Photography Festival den Preis als bestes Einzelfoto. Paul nennt es eine »Kombination aus Können und Glück – hauptsächlich Glück – wie bei jeder Straßenfotografie-Situation«.

Über die Entstehung des Fotos sagt Paul: »Ich war den ganzen Tag auf Coney Island, dem Mekka der Straßenfotografen, und war frustriert, als ich in die U-Bahn stieg, um nach Hause zu fahren, weil mir klar wurde, dass ich keine Fotos hatte, die es wert waren, aufbewahrt zu werden. Ich betrachtete meine Mißerfolge auf der Rückseite der Kamera, als ich aufblickte und mir gegenüber diese Mutter und ihre zwei kleinen Töchter sah, gekleidet in passende Outfits und vollständig farblich aufeinander abgestimmt, einschließlich Haar und Haut. Sie schienen skandinavisch zu sein und hoben sich in der U-Bahn drastisch von anderen ab.«

»Ich fotografierte sie etwa 45 Minuten lang, alle Fotos sind ungestellt. Die Kamera war auf meinem Schoß und sie haben mich nie bemerkt. Es gibt insgesamt etwa 20 Fotos und ich habe eines davon ausgewählt.«

Die Dokumentarfotografin Phyllis B. Dooney schreibt über Paul Kessel: »Paul hat einen Großteil seines Berufslebens als Psychologe und Psychoanalytiker verbracht. Wenn man sich seine Straßenbilder anschaut, kann man denselben Impuls bei der Arbeit sehen – der Rahmen fängt Menschen ein, die sich durch ihre Kleidung, Gesten und Gesichtsausdrücke entblößen. Darüber hinaus offenbaren Pauls Bilder den Kameramann ebenso wie ihre Motive, jemanden, der unersättlich neugierig ist auf öffentliche Personen und auf das, was sie sowohl einzeln als auch kollektiv preisgeben.«

Die Ausstellung im Gastfeld ist die erste des Künstlers in Deutschland.
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