Ausstellung Galerie Evelyn Drewes Galerie
Unsere Realität ist wie auch unsere Persönlichkeit nicht statisch, sondern in ständiger Bewegung und Veränderung. Nichts ist, wie es scheint. Ändert sich der Blickwinkel, ändert sich manchmal alles. Die Werke von Julia Schewalie bezaubern durch eine ihnen innewohnende ephemere Flüchtigkeit, der eine oft ungewöhnliche Materialität irritierend gegenübersteht. Die auf den ersten Blick perfekte Monochromie wird bei genauerer Betrachtung schnell aufgebrochen. Alle Arbeiten beziehen immer auch ihre Umgebung mit ein, sind abhängig von Licht, Schatten, Bewegung. Genau das macht ihren Reiz aus, verändern sie sich doch kontinuierlich in ihrem Erscheinungsbild. Die im Licht changierenden Oberflächen implizieren ein Moment von Dynamik – ausgelöst durch die Betrachtenden und ihre wechselnden Standpunkte oder durch sich verändernde Lichtverhältnisse im Raum.
Zu Beginn steht immer der offene Blick der Künstlerin auf der Suche nach einer ungewöhnlichen Reflexion. Dabei sind es verschiedenste Materialien, die ihr Interesse wecken. Einfühlsam verbindet sie diese dann in einem aufwendigen handwerklichen Herstellungsprozess zu einem großen Ganzen. Einem minimalistisch-konzeptuellen Ansatz folgend, steuert Julia Schewalie zwar Material und Form, tritt jedoch hinter dem fertigen Werk als Person zurück, um es den Betrachtenden zu ermöglichen, sich ganz und gar auf einen Dialog mit diesem einzulassen. Trotz aller Reduktion zieht sich ihre individuelle Handschrift durch die Arbeiten: Sorgfältig ordnet sie in feine Scheiben gesägte und geschliffene Vinylschallplatten, aufgespannte Nylonfäden, zugeschnittene Glas- oder abgeflammte Holzstäbe in vielen Reihungen oder Quadraten an. Minimal ändert sie Stück für Stück die Winkel der Einzelteile wie in einem orchestrierten Dominospiel, in Reih und Glied und doch nicht statisch. Das einfallende Licht bricht sich in der Folge unterschiedlich und kreiert eine lebendige, sich stets verändernde Oberfläche. Schillernde Strukturen aus PVC, Asphalt und Autofolien – Julia Schewalie untersucht die ungewöhnlichsten Materialien, die ihre Beschaffenheit nicht auf den ersten Blick preisgeben. In Verbindung eines bildhauerischen Prozesses mit malerischem Charakter verbleiben die Aggregatzustände der Oberflächen oft im Ungewissen.
Anna Wondrak
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