Ausstellung Galerie Kornfeld Galerie Berlin Kunsthandel GmbH und Co. KG
Mit der Ausstellung allow führt David Meshki (*1979, Tbilisi) seine Beobachtungen von Bewegungen fort. Erstmals fügt er Bilder aus mehreren Werkgruppen zusammen und stellt seine eigene Arbeit in Relation zueinander aus. Dadurch lässt sich seine Arbeit neu lesen.
Auf rund 24 Fotografien in den Galerieräumen sind junge, meist männliche Menschen zu sehen beim Trampolinspringen, Skateboarden, Bouldern, sich strecken und dehnen. Im Close-up fotografiert und mit schwer definierbaren Hintergründen lässt sich oftmals nicht bestimmen, ob die Dargestellten liegen, stehen oder fallen. In ihren Körpern kann man jedoch eine Spannung erkennen. Ästhetische Referenzen zur Welt der glossy, queeren Modefotografie und der Farbgebung der Technicolor-Ära im Film reichen in seine frühe Kindheit zurück.
Aufgewachsen in den 1980er Jahren in Georgien, das noch Teil der Sowjetunion gewesen ist, war ihm der Zugang zu dieser Ästhetik nur sehr begrenzt möglich. Der Vater aber war Trainer des nationalen Gymnastik-Teams und bereiste deswegen viele Länder. Reisen war zu diesen Zeiten ein großes Privileg. Von globalen Turnieren brachte der Vater Prospekte, Magazine und manchmal Filme mit, welche die Welt von Meshki öffnen sollten. So gewann der Junge Einblick in andere Sichtweisen.
Auf einer Fotografie sieht man einen rötlichen Mond umgeben von einem lapislazuli-blauen Firmament. Wie ein spontaner Blick, bei dem man zufällig den Mond kurz wahrnimmt beim Blick in den Himmel. Manche Motive sind für Künstler mystisch aufgeladen, wie eine Verbindung zwischen dem Jetzt und dem Vergangenen. Im Fall des Künstlers ist es eine Erinnerung an seinen Vater. Dieser animierte ihn als Kind, auf dem Trampolin zu springen, in dem er ihm sagte, wenn er hoch genug springe, könne er den Mond dort oben anfassen und sei frei.
Der Westen wurde zum Sehnsuchtsort. Und die sportlichen Körper der “Fliegenden” wurden Projektionsfläche eines Ideals. Seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit sind diese Elemente zu erkennen. Die Freiheit und die jugendliche Unbeschwertheit nimmt der Künstler wörtlich, er lässt seine Protagonisten schweben. Wie in einem Traum scheinen sie über den Turnhallen zu fliegen, mit sich selbst im Reinen. In der Dokumentation When the Earth Seems to Be Light (2015) die Meshki gemeinsam mit Salome Machaidze und Tamuna Karumidze gedreht hat, ist eben diese scheinbar endlose Welt voller Möglichkeiten und gleichzeitiger Hoffnungslosigkeit eingefangen.
Den dokumentarischen Blick tauschte Meshki ein gegen die freie, offene Perspektive des Künstlers. Nicht mehr die Genauigkeit stellen eine Realität dar, sondern ein innerer Zustand, dem er durch seine Fotografie viel näher kommt als die Dokumentation es kann. Wie als erforsche man seine eigene Fragilität und Identität. Der Wunsch zur Rückkehr zur frühen Unbeschwertheit, die so vor allem in der Jugend und Adoleszenz zu fühlen gewesen sind. Die Frage nach Maskulinität und unterschiedlichen Lebensweisen, Eskapismus und Idealismus. In seinen Beobachtungen tauchen Fragen von Männlichkeit und Weiblichkeit auf. Was ist natürlich und mystisch? Was ist
irdisch und was womöglich göttlich.
Die Werke von David Meshki hinterlassen ein melancholisch-schönes Gefühl der Sehnsucht. Wie bei manchen Nächten beim Betrachten des Mondes.
Diese Ausstellung ist Teil des EMOP Berlin - Europäischer Monat der Fotografie in Berlin.
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