Am 15. April 2025 jährt sich der Geburtstag von Wilhelm Wagenfeld zum 125. Mal. Als einer der bedeutendsten deutschen Industriedesigner des 20. Jahrhunderts und als prägender Schüler des Bauhauses hinterließ er ein Werk, das bis heute in seiner Klarheit, Funktionalität und Alltagstauglichkeit Maßstäbe setzt. Wagenfelds Anspruch war es, „für jedermann gute Formen“ zu schaffen – und genau das gelang ihm auf eindrucksvolle Weise. Die Wagenfeld-Lampe, auch als Bauhaus-Lampe bekannt, ist nur ein Beispiel dafür.
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Wilhelm Wagenfeld wurde 1900 in Bremen geboren. Nach einer Lehre als Industriezeichner begann er 1916 eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Hanau. Der entscheidende Wendepunkt in seinem Leben war jedoch seine Aufnahme in das legendäre Bauhaus in Weimar im Jahr 1923. Dort studierte er unter dem Einfluss von Walter Gropius, László Moholy-Nagy und anderen Größen der Moderne. Die Bauhaus-Philosophie – die Verbindung von Kunst, Handwerk und Industrie – prägte Wagenfelds Haltung als Gestalter nachhaltig.
Noch während seiner Zeit am Bauhaus entwarf er 1924 seine wohl bekannteste Arbeit: die „Wagenfeld-Lampe“ (auch als Bauhaus-Lampe bekannt). Die Tischleuchte mit ihrem schlichten Opalglas-Schirm und dem zylindrischen Fuß aus vernickeltem Metall oder Glas wurde zum Symbol für modernes Bauhaus Design – und ist bis heute ein Verkaufsschlager.
Die bekannteste Arbeit Wagenfelds ist ohne Zweifel die Tischlampe, die er 1924 am Bauhaus in Zusammenarbeit mit Carl Jakob Jucker entwarf. Offiziell trägt sie die Bezeichnung „MT8“, im Volksmund ist sie jedoch einfach als „Wagenfeld-Lampe“ bekannt. Ihr Design war revolutionär:
Die Lampe verkörperte die Bauhaus-Prinzipien in Reinform: Reduktion auf das Wesentliche, funktionale Ästhetik und industrielle Herstellbarkeit. Bis heute wird sie nahezu unverändert produziert und gilt als Symbol des modernen Industriedesigns.
Ebenfalls legendär ist das sogenannte „Wagenfeld-Glas“, ein stapelbares Teeglas aus Pressglas, das Wilhelm Wagenfeld für die Jenaer Glaswerke entwickelte. Es war hitzebeständig, einfach zu reinigen, funktional gestaltet und gleichzeitig elegant.
Besonders bemerkenswert war, dass das Glas industriell günstig produziert werden konnte – und somit für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich war. Das Design war auf das Wesentliche reduziert, aber dennoch angenehm in der Hand und optisch ansprechend. Es stand exemplarisch für Wagenfelds Überzeugung, dass gutes Design kein Luxus sein dürfe.
# | Entwurf | Jahr | Beschreibung |
---|---|---|---|
1 | Bauhaus-Lampe MT8 | 1924 | Ikonische Tischlampe mit Opalglasschirm – Inbegriff des Bauhaus-Designs. |
2 | Wagenfeld-Glas | 1935 | Stapelbares, hitzebeständiges Teeglas aus Jenaer Borosilikatglas. Schlicht, funktional, langlebig. |
3 | Kubus-Gewürzdosen | 1938 | Klare, stapelbare Dosen aus Pressglas mit Aluminiumdeckeln – platzsparend und modern. |
4 | Teeservice für Jenaer Glas | 1930er-40er | Leicht, hitzebeständig, zeitlos elegant – entwickelt für industriellen Massenmarkt. |
5 | Besteckserie für WMF | 1950er | Edelstahl-Besteck mit ergonomischer, klarer Linienführung – Alltagsdesign auf hohem Niveau. |
6 | Stapelschalen aus Glas | 1930er | Multifunktionale, ineinander stapelbare Schalen für Küche und Haushalt. |
Nach dem Bauhaus arbeitete Wagenfeld für verschiedene Unternehmen, darunter die Vereinigten Lausitzer Glaswerke und die Porzellanfabrik Rosenthal. Seine Entwürfe für Glas, Porzellan, Besteck und Haushaltsgeräte zeichneten sich stets durch eine funktionale, klare Formensprache und hohe Gebrauchstauglichkeit aus.
Wagenfeld glaubte fest daran, dass gutes Design nicht luxuriös sein müsse – sondern funktional, erschwinglich und langlebig. In den 1930er- und 1940er-Jahren schuf er zahlreiche Produkte, die industriell gefertigt wurden und dennoch eine hohe ästhetische Qualität besaßen. Viele davon sind Klassiker des „Guten Designs“ geworden, etwa das Teeservice „Wagenfeld“ oder das stapelbare Gewürzdosenset aus Pressglas.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Wagenfeld seine Arbeit fort und engagierte sich zunehmend auch theoretisch. Er lehrte, schrieb über Design und war ein Vordenker für die Demokratisierung von Gestaltung. 1954 gründete er in Stuttgart ein eigenes Designstudio, das Wilhelm Wagenfeld Studio, das bis zu seinem Tod 1990 zahlreiche wegweisende Entwürfe hervorbrachte.
Zu seinen wichtigsten Prinzipien gehörte die enge Zusammenarbeit mit der Industrie – eine Haltung, die den Designprozess revolutionierte. Seine Werke wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig und dem Ehrenpreis der Stiftung Industrieforschung.
Wilhelm Wagenfeld starb 1990 in Stuttgart, doch sein Erbe lebt fort – nicht nur in Museen und Designsammlungen, sondern auch im Alltag vieler Menschen. Seine Entwürfe verkörpern noch immer die Grundgedanken des Bauhauses: Ästhetik, Funktion und soziale Verantwortung.
Zum 125. Geburtstag erinnern wir an einen Designer, der das scheinbar Selbstverständliche neu dachte – und damit das moderne Industriedesign maßgeblich mitgestaltete.