Cornelius Gurlitt (28. Dezember 1932 - 6. Mai 2014 in München), seine geheime Kunstsammlung und der "Schwabinger Kunstfunds", der erstmals im November 2013 öffentlicht wurde, gehört zu den größten und überraschendsten Raubkunst Fällen in Deutschland. Die Schwabinger Sammlung umfasste mit der später entdeckten Salzburger Sammlung zusammen mehr als 1500 wertvolle Kunstwerke. Darunter Gemälde, Zeichnungen und Grafiken von Chagall, Liebermann, Picasso oder Renoir. Die Kunstwerke aus der Sammlung Gurlitt dürften mehrheitlich aus der umfassenden Sammlung seines Vaters Hildebrand Gurlitt stammen.
September 2010 - Kontrolle im Zug
Cornelius Gurlitt wird von deutschen Zollfahndern am 22. September 2010 im Zug von Zürich nach München kontrolliert und nach meldepflichtigen Barmittel befragt. Als Gurlitt dies verneinte, kommt es zu einer Leibesvisitation. Dabei entdecken die Beamten 9000 Euro Bargeld. Nach Prüfung der Personalien und seiner Adresse in München-Schwabing, beginnen Ermittlungen bzgl. eines Schwarzgeldkontos in der Schweiz. Zu dieser Zeit stellt sich heraus, das Cornelius Gurlitt weder in München gemeldet, eine Bankverbindung noch eine Sozialversicherung hatte.
September 2011 - Durchsuchungsbeschluss für Gurlitt Wohnung
Genau 1 Jahr später, am 23.September 2011 kommt es auf Antrag der Staatsanwaltschaft Augsburg (Amtsgericht Augsburg) zu einem richterlichen Durchsuchungsbeschluss.
Februar 2012 bis März 2012 - Durchsuchung & Beschlagnahmung der Kunstsammlung
Es dauert noch einmal 5 Monate bis die Schwabinger Wohnung von Cornelius Gurlitt durchsucht wird. Dabei wird seine Kunstsammlung beschlagnahmt. Verschiedene Zahlen zum Umfang der Sammlung kursieren jetzt in den Medien. Am Ende sind es 1280 wertvolle Kunstwerke aus dem Schwabinger Teil der Sammlung, die beschlagnahmt werden.
"Der Nazi-Schatz - Sensations-Fund nach Jahren", Focus-Titelbild (Ausschnitt)
November 2013 - der Fall Gurlitt wird öffentlich
Der Fall Gurlitt und die Existenz der wertvollen Sammlung wird duch das Nachrichtenmagazin FOCUS öffentlicht gemacht (3. Novmber 2013).
November 2013 - Einsatz einer Taskforce
Das Bayerische Justizministerium setzt zusammen mit dem Bayerischen Kultusministerium, dem Bundesfinanzministerium und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur eine "Taskforce" zur Provenienzrecherche unter Leitung von Ingeborg Berggreen-Merkel ein (11. November 2013). Erste verdächtige Raubkunst Werke werden auf der Plattform lostart.de der Koordinierungsstelle Magdeburg veröffentlicht.
Dezember 2013 - Betreuung von Cornelius Gurlitt
Wie nun bekannt wird, bestellt das Amtsgericht München einen Rechtsanwalt als vorläufigen Betreuer für Cornelius Gurlitt (23. Dezember 2013).
Januar 2014 - Werke unter Raubkunst Verdacht
Langsam wird auch der Taskforce der Umfang der Gurlitt Sammlung klar. Nach einer ersten Sichtung stellt das Team insgesamt 458 Kunstwerke unter Raubkunstverdacht.
Februar 2014 - Salzburger Sammlung entdeckt
Am 10. Februar 2014 wird bekannt, das sich weitere 60 Kunstexponate im Salzburger Haus von Cornelius Gurlitt befinden. Die Arbeiten, darunter Werke von Édouard Manet, Claude Monet, Auguste Renoir und Pablo Picasso werden gesichert, versichert und an einen sicheren Ort gebracht. Kurze Zeit später erhöht sich die Zahl der Salzburger Sammlung auf insgesamt 238 Kunstgegenstände.
April 2014 - Vertrag zu Provenienzrecherche, Restitution & Freigabe
Am 07. April 2014 kommt es zu einer Vereinbarung zwischen dem Freistaat Bayern, der Bundesrepublik Deutschland und Cornelius Gurlitt (unterzeichnet durch seine Anwälte). Der Sammler und Händler erklärt sich bereit die unter raubkunst Verdacht stehenden Werke zur Provenienzrecherche und Restitution nach den Washingtoner Prinzipien freizugeben. Die unbelasteten und ihm gehörende Werke bekommt Cornelius Gurlitt zurück. Die Staatsanwaltschaft Augsburg gibt die beschlagnahmten Bilder nach mehr als zwei Jahren frei.
Focus-Titelblatt - Der Kampf um den Nazi-Schatz
Mai 2014 - Cornelius Gurlitt stirbt
Am 6. Mai 2014 stirbt Cornelius Gurlitt im Alter von 81 Jahren in seiner Schwabinger Wohnung in München. Die ihm verbliebene Kunstsammlung soll laut Testament dem Kunstmuseum Bern in der Schweiz vermacht werden. Das Museum bestätigt die Annahme der Werke im November 2014.
Die Gurlitt Sammlung bestand hauptsächlich aus Gemälden, Gouachen, Zeichnungen und Druckgrafiken der Klassischen Moderne und des 20. Jahrhunderts, aber auch Werken aus dem 16. Jahrhundert und 19. Jahrhundert. Darunter wertvolle Kunstwerke von Max Beckmann, Canaletto, Marc Chagall, Gustave Courbet, Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Max Liebermann, August Macke, Franz Marc, Henri Matisse, Emil Nolde, Pablo Picasso, Pierre-Auguste Renoir, Karl Schmidt-Rottluff, Carl Spitzweg und Henri de Toulouse-Lautrec.
Der Fall Gurlitt: Die wahre Geschichte über Deutschlands größten Kunstskandal
von Maurice Philip Remy, 600 Seiten
zum Buch
Die Bilder sind unter uns: Das Geschäft mit der NS-Raubkunst und der Fall Gurlitt
von Stefan Koldehoff, 336 Seiten
zum Buch
Foto: Ausschnitt Cover vom Buch "Der Fall Gurlitt" von Maurice Philip Remy, Europa Verlag