Die Secession war eine revolutionäre Kunstrichtung des späten 19. Jahrhunderts, die eine Gruppe von Künstlern in Deutschland und Österreich ins Leben rief. Sie markierte einen entscheidenden Bruch mit den etablierten künstlerischen Normen und Traditionen jener Zeit. Die Kunstbewegung, die ihren Ursprung 1892 in München hatte, folgten 1897 die Wiener Secession und 1899 die Berliner Secession. Die neue Kunstrichtung setzte sich für die Freiheit der künstlerischen Ausdrucksformen ein und war wegweisend für den Impressionismus, Symbolismus und Jugendstil.
Es ging um eine Abspaltung (auch Secession) von bisherigen traditionellen Künstler*innen-vereinigungen und Strukturen etwa der Kunstakademien. Zur Münchener Secession (1892) Gründungsmitgliedern gehörten Künstler wie Max Liebermann, Franz von Stuck, Lovis Corinth, Walter Leistikow und Peter Behrens. Die Wiener Secession wurde 1897 von einer Gruppe von Künstlern gegründet, darunter Gustav Klimt, Koloman Moser, Joseph Maria Olbrich und Max Kurzweil. Als 1898 zur Großen Berliner Kunstausstellung ein Landschaftsgemälde des Malers Walter Leistikow abgelehnt wurde, war das die Initialzündung zur Gründung der Berliner Secession. Unter den 65 Künstlern und Gründungsmitgliedern waren auch Künstlerinnen wie Julie Wolfthorn, Sabine Lepsius, Ernestine Schultze-Naumburg und Dora Hitz. Max Liebermann wurde zum Präsidenten der Berliner Secession gewählt.
Diese Künstler waren unzufrieden mit den Beschränkungen und dem konservativen Charakter der Wiener Künstlervereinigung und beschlossen, eine eigenständige Plattform für ihre Werke zu schaffen. Sie wollten die Möglichkeit haben, ihre Visionen frei auszudrücken, ohne von traditionellen Vorstellungen oder künstlerischen Konventionen eingeschränkt zu werden.
Die Secession hatte eine immense Bedeutung für die Entwicklung der Kunst des 20. Jahrhunderts. Sie war eine Antwort auf die Dominanz des Historismus und des akademischen Realismus in der Kunstwelt jener Zeit. Die Künstler der Secession brachen mit diesen traditionellen Stilen und schufen eine neue Ästhetik, die geprägt war von Sinnlichkeit, Symbolismus und einer starken Betonung der individuellen Ausdrucksformen.
Die Secessionisten glaubten an die Gleichwertigkeit der verschiedenen Künste und öffneten ihre Ausstellungen für Malerei, Skulptur, Architektur, angewandte Kunst und Design. Dieser integrative Ansatz war wegweisend und prägte den späteren Wiener Jugendstil sowie die modernen Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts.
Ein herausragendes Merkmal der Secession war ihr Streben nach Gesamtkunstwerk, einer Verschmelzung von Kunst und Leben. Die Künstler betrachteten ihre Werke nicht isoliert, sondern in einem größeren Kontext. Sie gestalteten Ausstellungen als Gesamterlebnis, in denen Architektur, Innenraumgestaltung, Möbel, Dekoration und sogar Musik und Theater eine harmonische Einheit bildeten.
Zu den bekanntesten Künstlern der Secession zählte zweifellos Gustav Klimt. Seine Werke, wie zum Beispiel "Der Kuss" und "Der Beethovenfries", sind Ikonen des Jugendstils und zeigen den Sinn für Schönheit, Sinnlichkeit und Symbolismus, der die Secession prägte.
Die Secession hatte auch eine politische Dimension. Sie war Teil einer breiteren kulturellen Bewegung, die sich gegen das konservative politische Klima und die rigiden gesellschaftlichen Normen in der Habsburger Monarchie auflehnte. Die Künstler der Secession strebten nach Freiheit und Autonomie und forderten ein Umfeld, das kreative Freiräume ermöglichte.
Foto: Plakat von Secessionsmitglied Franz von Stuck für die VII. Internationale Kunstausstellung München, 1897