Das Schaffen von Käthe Kollwitz ist untrennbar mit einer tiefen Menschlichkeit verbunden, die sich in ihren Werken eindrucksvoll widerspiegelt. Als eine der einflussreichsten Künstlerinnen ihrer Zeit hinterließ sie ein Erbe von außergewöhnlicher Bedeutung, das weit über die Grenzen der Kunstwelt hinausreicht. Durch ihre Werke, die von radikaler Ehrlichkeit und tiefem Mitgefühl geprägt sind, veranschaulichte sie die existenziellen Kämpfe der einfachen Menschen. Ihre eindrucksvollen Grafiken, Skulpturen und Zeichnungen sind nicht nur ästhetische Meisterwerke, sondern auch kraftvolle Botschaften gegen Unterdrückung und Krieg. In diesem Jahr finden weltweit (Frankfurt am Main, New York und Kopenhagen) bedeutende Ausstellungen statt, um eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts gebührend zu würdigen.
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20. März bis 9. Juni 2024
„Kollwitz“
Städel Museum, Frankfurt a. M.
31. März bis 20. Juli
„Käthe Kollwitz“
Museum of Modern Art, New York
7. November 2024 bis 23. Februar 2025
„Käthe Kollwitz“
Statens Museum for Kunst, Kopenhagen
Die Druckgrafiken und Zeichnungen von Käthe Kollwitz stellen einen unverzichtbaren Teil ihres künstlerischen Schaffens dar und prägen maßgeblich ihr Vermächtnis. Mit ihren meisterhaft ausgeführten Linien und Schattierungen verlieh sie den menschlichen Figuren in ihren Werken eine beispiellose Ausdruckskraft und Authentizität. Ihre Arbeiten zeugen von einer tiefen Sensibilität für die menschliche Existenz und erzählen Geschichten von Leid, Hoffnung und Solidarität. Besonders bemerkenswert ist ihre Fähigkeit, durch die Reduktion auf das Wesentliche eine universelle Resonanz zu erzeugen, die über Zeit und Raum hinweg wirkt. In einer Welt, die oft von Ungerechtigkeit und Leid geprägt ist, vermitteln ihre Druckgrafiken und Zeichnungen eine zeitlose Botschaft der Menschlichkeit und Empathie.
Foto: Cover Katalog zur Ausstellung "Käthe Kollwitz" im Städel Museum Frankfurt a. M., Hatje Cantz Verlag
Geburt und Ausbildung
Käthe Kollwitz wurde am 8. Juli 1867 in Königsberg, Preußen (heute Kaliningrad, Russland), geboren. Sie studierte zunächst an der Königlichen Kunstschule in Berlin und setzte ihr Studium später an der Akademie der Künste fort.
Familie und Frühe Einflüsse
Im Jahr 1891 heiratete sie den Arzt Karl Kollwitz, der sie stark in ihrem sozialen und politischen Engagement beeinflusste. Die Geburt ihrer beiden Söhne, Hans und Peter, sowie die Erfahrung des Verlusts ihres Sohnes Peter im Ersten Weltkrieg prägten ihr Werk nachhaltig.
Durchbruch als Künstlerin
Kollwitz' Durchbruch als Künstlerin erfolgte Ende des 19. Jahrhunderts mit ihrer ersten Ausstellung in Berlin. Sie gewann schnell Anerkennung für ihre expressionistischen Druckgrafiken und Zeichnungen, die soziale Themen und das Leiden der Arbeiterklasse thematisierten.
Politische Aktivität und Engagement
Käthe Kollwitz war zeitlebens politisch engagiert und setzte sich für soziale Gerechtigkeit und Frieden ein. Sie war Mitglied der Künstlervereinigung "Berliner Secession" und später der "Berliner Novembergruppe".
Internationale Anerkennung
Ihre Werke erlangten internationale Anerkennung und wurden auf bedeutenden Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen (z. B. Villa-Romana-Preis) für ihr künstlerisches Schaffen.
Spätere Jahre und Tod
In den späteren Jahren ihres Lebens widmete sich Käthe Kollwitz vermehrt der Bildhauerei. Sie schuf bedeutende Skulpturen, darunter das berühmte Denkmal für ihren Sohn Peter in Roggevelde. Kollwitz verstarb am 22. April 1945 in Moritzburg bei Dresden.
"Das Weberaufstand" (1893)
Diese Radierung ist eines von Kollwitz frühen Werken und zeigt eine Szene des Weberaufstands von 1844 in Schlesien. Sie verdeutlicht die Armut und das Leiden der Arbeiterklasse und zeigt ihr frühzeitiges Interesse an sozialen Themen.
"Mutter mit totem Kind" (1903)
Diese berühmte Lithografie zeigt eine Mutter, die trauernd über ihrem verstorbenen Kind sitzt. Das Werk thematisiert die universelle Erfahrung von Verlust und Trauer und ist eines der ikonischsten Werke von Käthe Kollwitz.
"Bauernkrieg" (1908-1909)
Diese Serie von sieben Holzschnitten ist eine eindrucksvolle Darstellung des Bauernkriegs von 1524 bis 1525. Kollwitz zeigt die Brutalität und Hoffnungslosigkeit des Aufstands und setzt sich dabei kritisch mit politischen und sozialen Themen auseinander.
"Nie wieder Krieg!" (1924)
Dieses Plakat ist eines ihrer bekanntesten politischen Werke und zeigt eine trauernde Mutter, die ihr Kind schützend umarmt. Mit diesem Werk setzte sich Kollwitz aktiv gegen Krieg und Gewalt ein und appellierte an die Menschlichkeit.
"Denkmal für Karl Liebknecht" (1921-1926)
Dieses monumentale Denkmal in Berlin erinnert an den sozialistischen Politiker Karl Liebknecht, der während der Novemberrevolution 1919 ermordet wurde. Die Skulptur zeigt Liebknecht als gefallenen Helden und ist ein beeindruckendes Beispiel für ihre Bildhauerarbeit.
"Tod und Frau" (1934)
Diese Holzschnittserie zeigt Käthe Kollwitz Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterblichkeit. Die Serie reflektiert ihre persönliche Trauer über den Verlust ihres Sohnes Peter im Ersten Weltkrieg und zeigt die unerbittliche Realität menschlichen Leidens.