Ai Weiwei wieder frei - Chronologie der Ereignisse
Seit gestern ist der chinesische Künstler Ai Weiwei gegen Zahlung einer Kaution aus der Haft entlassen worden.

zur Freilassung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei

Die offizielle Begründung zur Freilassung Ai Weiweis lautet, das der Künstler die ihm angelastete Steuerflucht nun doch zugegeben hat. Auch der schlechte gesundheitliche Zustand Ai Weiweis soll mit ausschlaggebend für die Freilassung gewesen sein. Wie freiwillig das Geständnis war, das Ai Weiwei ablegte, darüber kann nur spekuliert werden.

Als ein gutes Dutzend internationaler Journalisten am gestrigen Abend das Haus des chinesischen Künstlers belagerten, trat dieser nur kurz vor die Kamera:
"Ich darf nichts sagen, ..." - waren so ziemlich die einzigen Worte.
Diese spiegeln zugleich den immensen Druck wieder, den chinesische Polizei auf Ai Weiwei ausüben. Was folgen wird, ist noch völlig unklar.
Und ob die Freilassung mit dem Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao kommende Woche in Deutschland und Großbritannien zu tun hat, sind auch nicht mehr als politische Spekulationen.
Regierungssprecher Steffen Seibert verwies am Montag in Berlin zumindest darauf das: "die Kanzlerin spreche die Menschenrechtssituation in China immer wieder an und setze sich auch für Einzelfälle ein" (Quelle Monopol Magazin)

Der Verleger Wolfgang Hörner vom Galiani Verlag, bei dem gerade das Buch "Ai Weiwei - Der verbotene Blog" erschien, traut dem Ganzen noch nicht so recht und sagte dem Monopol-Magazin gegenüber Folgendes:
"Wir sind natürlich zunächst unglaublich froh" und weiter "Aber wir machen uns auch große Sorge, dass ihm Wirtschaftsverbrechen vorgeworfen werden. Das ist oft ein Weg, Regimekritiker ins Gefängnis zu bringen oder sie zu ruinieren."

Als Anfang April Ai Weiwei am Flughafen von Peking verhaftet wurde, folgte ein weltweiter Protest. Angefangen von Petitionen, politischen Statements bis zu Demonstrationen war jede Protestäußerung willkommen. Wie Ai Weiwei seit Jahren beobachtet und systematisch kontrolliert wurde, zeigte Ai Weiwei selbst noch in einem Video kurz vor seiner Verhaftung.
Zum Teil hatte mediale Präsenz um Ai Weiwei schon recht skurille Folgen. Im Internet kursierten die wildesten Petitionen und Aufrufe wie folgende Beispiele zeigen:

Say it like Ai Weiwei!! Make some noise!! Free Ai Weiwei!!

Ist eine Bookmarklet-Aktion, bei der jeder mitmachen konnte. Hier ein paar Beispiele:
Hier die Links zur Aktion:
- bei fffff.at gibt es das Bookmarklet
- bei datenform.de gefunden

Ai Weiwei - Auftrieb auf dem Kunstmarkt

In Berlin wählte man den chinesischen Künstler in seiner Abwesenheit zum Mitglied der Akademie der Künste. Klaus Staeck damals dazu:
"Es ist nicht nur Solidarität, sondern wir haben ihn als bedeutenden Künstler gewählt."
In den folgenden Wochen waren Werke von Ai Weiwei, egal ob in Ausstellungen, Auktionen oder Kunstmessen überaus gefragt. Die Ai Weiwei Ausstellung in der Galerie Neugerriemschneider war nicht nur während des Gallery-Weekends eine der gefragtesten Events.

Was bleibt und was kommt, werden die kommenden Monate und Jahre zeigen. Darf Ai Weiwei auch bald ausreisen? In Berlin plante er ja ein Atelier. Was ist mit all den anderen politischen Häftlingen, die immer noch in chinesischen Gefängnissen sitzen?

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