über das Urteil im Kunstfälscher-Prozess von Köln mussten sogar die Angeklagten selbst schmunzeln. Durch einen vorher ausgehandelten "Deal" war es absehbar, dass ein Urteil gegen Beltracci & Co. eher milde ausfallen wärde.
Größter Kunstskandal - Beltracchi-Bande verurteilt
Als
Anfang September der Prozess gegen die vier Angeklagten Wolfgang Beltracchi, Helene Beltracchi, ihre Schwester Jeanette S. und Otto S.-K. begann, setzte man 40 Verhandlungstage an, was einem Mammutprozess gleichkommen würde. Bis zu 160 Zeugen und 10 Gutachter sollten angehört werden.
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Urteile im Kunstfälscher-Prozess - 6 Jahre Haft für Beltracchi
Eine ganze Branche erzitterte, als schrittweise immer mehr pikante Details veröffentlicht wurden.
Das betraf weniger die vier Angeklagten, von denen Wolfgang Beltracchi der Meisterfälscher und wohl auch Initiator und Kopf der Bande war.
Vielmehr richtete sich zunehmend das Interesse auf Fragen wie:
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Wie konnten die gefälschten Werke so einfach in den Kunstmarkt geschleust werden?
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Wie konnten sich zahlreiche Experten, Auktionshäuser und Galerien täuschen lassen?
Der
Kunstfälscher-Prozess von Köln bot nach Meinung vieler Fachleute und Marktteilnehmer eine einmalige Chance zwielichtige und obskure Praktiken einer ganzen Branche aufzudecken. Doch bereits nach wenigen Verhandlungstagen war absehbar, zu einem Rundumschlag oder einer "schonungslosen Aufklärung" würde es nicht kommen. Eher hatte man den Eindruck einer filmreifen Aufführung mit dem Hauptdarsteller
Wolfgang Beltracchi, der sich in seiner Rolle sichtlich wohlfühlte.
So verzichtete das Gericht auf einen
Indizienprozess, der wohl wesentlich mehr Zeit und Kosten gefressen hätten, als das es was gebracht hätte. Denn man hätte z.B.
Wolfgang Beltracchi jede einzelne Fälschung einzeln nachweisen müssen. Es standen zwar nur 14 gefälschte Bilder zur Verhandlung, aber in Verdacht standen wesentlich mehr. Was mit diesen jetzt passiert ist völlig unklar. Ob sich die Besitzer dieser
Fälschungen auf Zivilprozesse gegen die Wiederverkäufer einlassen, bleibt abzuwarten.
Wie die FAZ berichtet, lag nach den monatelangen Ermittlungen der
Staatsanwältin Kathrin Franz in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei, durchaus genügend Material zur Verfügung um auch gegen andere Marktteilnehmer vorzugehen:
"Sie hat Erkenntnisse zusammengetragen, die reichen, große Teile des Kunstmarktsystems in die Luft zu jagen - wenn nicht ausschließlich diejenigen auf der Anklagebank säßen, die seine Sicherheitslücken und seine Gier nach „marktfrischen“, gut verkäuflichen Meisterwerken ausnutzten."
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Casinokunst - Die Fälscher und ihre Bande (eiskellerberg.tv)
Die zwielichtigen Geschäfte zwischen der
Beltracchi-Bande und des
Kunsthändlers Blondeau oder dem
Max Ernst Experten
Werner Spies blieben so nur am Rande erwähnt. Auch die fehlenden und sorglosen Kontrollen und Gutachten der beteiligten Auktionshäuser, wo man sich fragt, wozu diese dann überhaupt stattfinden, blieben leider nur Randnotizen des Kunstfälscher-Prozesses. Aber auf Christies, Lempertz, Spies, Blondeau und Co. könnte noch die ein oder andere zivilrechtliche Auseinandersetzung das Tagesgeschäft erschweren. Ob es den Ruf nachhaltig schädigt? Wohl nur bis zur nächsten Gier-Attacke.
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