Heinz Berggruen contra Vivien Stein - eine Chronologie
Selten hat eine Biografie ein solches mediales Beben ausgel?st, wie im aktuellen Fall das Buch "Heinz Berggruen - Leben und Legenden" von Vivien Stein.

Heinz Berggruen - Leben und Legenden von Vivien Stein

Die unautorisierte Biografie über den Mäzen, Sammler und Kunsthändler Heinz Berggruen ist am 10.November 2011 im Verlag Edition Alpenblick erschienen. Seitdem es im Feuilleton der "Süddeutschen Zeitung" (12./13.November 2011) eine Buchbesprechung von Stephan Speicher unter dem Titel "Ein trüber Schelmenroman" gab, steht die Heinz-Berggruen-Biografie im Fokus von Politikern, Feuilletons und Vertretern des Kunstmarktes.
-- Artikel in der Sueddeutschen (PDF-Datei Quelle Edition Alpenblick)

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Ex-Kulturstaatsminister Michael Naumann, heute Chefredakteur von „Cicero“, reagierte als einer der Ersten mit einem Gastbeitrag im Berliner Tagesspiegel. Naumann findet im Buch wie im Artikel der SZ "antijüdische Klischees wieder" (Tagesspiegel) und reibt sich an Sätzen und Formulierungen wie:

ist es wert, betrachtet zu werden. Merkwürdig, dass ein Jude, der sich in Amerika, Frankreich, England und der Schweiz nie als solcher verstanden hatte, mit einem Mal zum Repräsentanten der historischen Opfer wurde. Es war ihm nicht wohl dabei.

Heinz Berggruen Biografie von Vivien Stein
Heinz Berggruen: Leben & Legende
zum Buch

Besprochen wird im Buch "Heinz Berggruen - Leben und Legenden" u.a. auch die Berliner Zeit der letzten Jahre des Heinz Berggruen. In diese Zeit fällt auch der Erwerb der Sammlung Berggruen durch Bund und Land sowie die Gründung des Museum Berggruen in Berlin-Charlottenburg. Die bedeutende Kunstsammlung mit Werken u.a. von Picasso, Matisse, Klee und Giacometti ging im Jahr 2000, also in der Amtszeit von Michael Naumann als Kulturstaatsminister, für 253 Millionen DM nach Berlin. Diese einmalige, mit Steuergeldern bezahlte Sammlung, wurde und wird immer noch als einmalige Chance gefeiert. Und der Mäzen Heinz Berggruen gleich mit.

Reaktion der FAZ

Auch das Feuletton der FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) ließ sich nicht lange bitten, und titelte "Das Buch überschreitet die Grenzen zum Pamphlet". und weiter:
"Der aggressive, verleumdende Stil von Vivien Stein aber ist mit dieser Enttäuschung nicht vergleichbar. Sie scheut kein Mittel, keinen Aufwand, auch nicht aufwendig drapierte Faktenhuberei, die sich bei näherem Hinsehen als uninspirierte Fleißarbeit in Gestalt von abermals seitenlanger Auswertung von zusammenhanglosen Zeitungsartikel aus Frankreich, England, Amerika und Deutschland entpuppt." (Quelle: siehe FAZ-Artikel)
Hinweis: Heinz Berggruen war vor und nachdem 2.Weltkrieg für die FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) publizistisch tätig (Quelle FAZ).

Interview mit Vivien Stein

An der Formulierung der FAZ "Er kann sich nicht mehr wehren" ist sicherlich etwas dran. Nur bezweifelt Vivien Stein im Interview mit dem Hamburger Art-Magazin, das er zur Klärung verschiedener Fakten auch hätte, beigetragen. Im Interview heißt es dazu:
"Ich hätte sicher noch viel, viel mehr erfahren können, wenn ich so getan hätte, als schriebe ich eine Hymne... Ich blieb aber immer ganz offen, habe gesagt: "Ich schreibe eine unautorisierte, objektive Biographie, oder ein biographisches Buch, über Heinz Berggruen." Deshalb wurden mir auch einige Türen zugeschlagen, aber das war mir lieber so."

Und zu den Vorwürfen der "antijüdischen Klischees" wie sie von Michael Naumann im Tagesspiegel erhoben werden, sagt Vivien Stein:
"Bedeutet denn, wenn man an Heinz Berggruen etwas kritisiert, man damit gleich alle Juden kritisiert? Mitnichten! Ich stelle ihn als Ausnahmeerscheinung dar und möchte ihn auch als solche verstanden wissen. In einer Zeitung wurde mir doch wahrhaftig vorgeworfen, dass das "gefährlich" sei. Das ist, als würde man befürchten, in Amerika ein Pogrom zu provozieren, nur weil man Herrn Madoff anklagt. Lächerlich!" (Quelle: Art Magazin)
- das komplette Interview mit Vivien Stein

Fazit zum Buch und den Vorwürfen

Die Vorwürfe zur Berggruen-Biografie "Leben und Legenden" und gegenüber dem Artikel in der SZ (Süddeutschen Zeitung) kommen zumeist aus den Lagern, mit denen Heinz Berggruen in irgendeiner Form seines Lebens zu tun hatte. Seien es die publizistischen Tätigkeiten bei der FAZ oder der Verkauf seiner Sammlung nach Berlin, bei der auch Michael Naumann federführend mitwirkte. Seltsam ist aber auch, das der Verlag Edition Alpenblick AG, in dem das Buch erschienen ist, erst am 08.Juli.2011 ins Schweizer Handelsregister eingetragen wurde und die Berggruen-Biografie das erste und bisher einzige veröffentlichte Buch des Verlages ist.
Beim Buchversender Amazon klettert "Heinz Berggruen - Leben und Legenden" von Vivien Stein seit der Feuilleton-Schlacht der letzten Tage allerdings immer weiter in der Bestsellerliste nach oben. Buch jetzt bestellen

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