Bis Christi Himmelfahrt läuft die Abstimmung noch auf der eigens für das "Guillotine-Projekt" eingerichteten Website. Ganz "demokratisch kann" man dort abstimmen ob das Schaf Norbert durch die selbst entworfene Guillotine der beiden UDK-Studenten Iman Rezai und Rouven Materne hingerichtet werden soll. "Ja" oder "Nein" Button entscheidet über Leben und Tod.
Laut der beiden Kunststudenten soll die Kunstaktion ein Demokratieexperiment sein.
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Das Guillotine-Projekt entwickelte sich mittlerweile zu einer kaum noch zu kontrollierenden Kampagne. Laut der Nachrichtenagentur dpa liegen bereits 8 Strafanzeigen bei der Berliner Justiz vor. Auch von ersten Morddrohungen wird berichtet. Unterdessen distanziert sich die UdK Berlin ausdrücklich von dem Projekt:
„In jeder Hinsicht selbstverständlich ist, dass Kunst ihre Grenze dort findet, wo Lebewesen Schaden nehmen – und sei es auch nur im weitesten Sinne – ganz abgesehen davon, dass dies auch strafrechtlich relevant wäre. Desgleichen habe ich keinerlei Verständnis für die Herstellung voll funktionsfähiger Tötungsmaschinen in dieser Universität. Eine künstlerische Transformation gelingt dort nicht, wo diese angesichts des Maßstabs und aller weiteren präzisen Details ausschließlich als Feigenblatt Dienst tut. Sicherlich ist aber Provokation – und gerade auch solche mit Mitteln der Künste – legitim, notwendig und zuzulassen. Um diese zu begründen, bedarf es allerdings der Fähigkeit, eine Kontextualität herzustellen, innerhalb welcher aus dem Gezeigten eine Aussage jenseits der reinen Präsentation ersteht. Aus meiner Sicht gelingt dies jedoch weder in den mündlichen Aussagen, noch in dem auf YouTube zu sehenden Video, welches die Studierenden ins Netz gestellt haben.“ so Präsident der UdK Berlin Prof. Martin Rennert
Für die beiden Studenten verspricht das "Guillotine-Projekt" noch einen zusätzlichen Reiz. Angeblich habe ein amerikanischer Sammler die selbst gebaute Guillotine sich bereits für 1,75 Millionen Euro gesichert.
Immer wieder gab es in der Vergangenheit Kunstaktionen und Performances, die sich dieser Frage stellen mussten. Sei es die Geburt eines Babys in der Galerie oder die skurrile testamentarische Festlegung von Marco Evaristti. Dieser plante den Körper des zum Tode verurteilten Gene Wilford Hathorn jr. nach seiner Hinrichtung zu Fischfutter verarbeiten zu lassen.
Auch der deutsche Künstler Gregor Schneider bekam für eine seiner Kunstaktionen ernst gemeinte Morddrohungen. Schneider plante damals einen sterbenden Menschen im Museum auszustellen. Gegenüber "Westdeutschen Zeitung" nahm er damals wie folgt Stellung:
"Als Künstler kann ich dazu beitragen, humane Räume für das Sterben zu bauen. Er schafft die Würde. Der Tod braucht einen Ort und eine bestimmte Art und Weise des Umgangs. Das setzt eine andere Sicht von einem Museum voraus."
Links zum Thema:
- Gregor Schneider bekommt Morddrohungen wegen Kunstaktion
- Aktionskunst: mit dem Gummiboot über die Alpen zur Biennale Venedig
- Kunstprotest gegen den Klimawandel - MyPolarIce