Im Internet mit Kunst Geld zu verdienen, das haben schon viele probiert. Und nicht jeder Versuch hat es überlebt. Nun probiert es die in Wien ansässige ISA Auctionata Auktionen AG mit ihrer Online-Plattform auctionata.com. Vor Kurzem wurden dazu auch neue Büroräume in Berlin bezogen.
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Man startet gleich mit einer ganzen Produkt- und Servicepalette. Angefangen von Schätzungen, über den An- und Verkauf bis hin zur Live-Auktionen im Internet und einen Kunstshop reicht das Angebot.
Um die Echtheit der angebotenen Werke zu garantieren, arbeitet man gleich mit einem ganzen Netzwerk von Experten zusammen. Käufer will man zusätzlich mit einer Echtheitsgarantie auf 25 Jahre locken. Für ein Online-Start-up kommt solch ein Zeitraum eine halbe Ewigkeit nahe.
Update: Auctionata Online-Kunstauktion
Wenn heute, 7.Dezember 2012, ab 18:00 Uhr die "erste" Internet-Liveübertragung einer Kunstauktion stattfindet, stehen 100 bunt gemischte Lose aus Kunst bis Kunsthandwerk zum Aufruf bereit. Das Angebot reicht von Drucken, über Radierungen, Schmuck, Uhren, Teppichen bis hin zu Ölgemälden. Und genau um eines dieser Ölgemälde gibt es schon im Vorfeld Ärger und Skepsis, was die Echtheit des Bildes anbelangt.
Oskar Kokoschkas Gemälde „Rosen II“
Dabei handelt es sich um das von Oskar Kokoschka 1925 gemalte und lange als verschollen geglaubte Bild „Rosen II“. So jedenfalls die Darstellung von Auctionata. Das Bild kam schon drei Mal in den Kunsthandel (Lempertz 1960, Sotheby's 1964 und 1966 wieder Lempertz). Die Erben des letzten Besitzers, ein Bremer Geschäftsmann Wolfgang Ritter, lieferten das Gemälde bei Auctionata ein. 1995 erschien das Werk nur unter Vorbehalt im Werkverzeichnis von Katharina Erling und Johann Winkler, die bis heute an der Echtheit des Bildes zweifeln.
Unterdessen hat sich die Fondation Oskar Kokoschka in Vevey (CH) bei Auctionata gemeldet. Dessen Stellungnahme wurde umgehend bei Auctionata auf der Website veröffentlicht.
Auszug:
"Nach eingehender Prüfung der Sachlage und Anhörung der beiden international anerkannten Kokoschka-Spezialisten Prof. Dr. Heinz Spielmann und Frau Dr. Katharina Erling erklärt die Fondation Oskar Kokoschka in Vevey (CH) das von Auctionata angebotene Stilleben Rosen II für eine Fälschung."
Quellen:
- Auctionata - Kalkulierter Aufreger? (handelsblatt.com)
- Darstellung + Gegendarstellung auf auctionata.com
Wie bereits erwähnt, arbeitet man, um Fälschungen vorzubeugen, mit einer ganzen Reihe von Experten aus verschiedenen Sammelgebieten zusammen. Will man als Verkäufer ein Kunstgegenstand nun von Auctionata schätzen lassen, reicht die Einsendung eines Fotos.
Ein Foto reicht also für eine Expertise?
Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa äußerte sich der Gründer und Chef Alexander Zacke wie folgt:
"Ein guter Experte erkennt eine Fälschung sofort, auch auf einem Foto"
Der Fall Beltracchi und andere Kunstfälscher-Skandale in jüngerer Vergangenheit scheint das Unternehmen Auctionata da scheinbar nicht weiter zu beunruhigen.
Allerdings unterzieht man Kunstgegenstände, die den Wert von 5000 Euro überschreiten dann aber doch einer eingehenden Prüfung. Denn diese müssen zur Begutachtung eingeschickt werden. (siehe auch oben - der Fall Kokoschka)
Die ersten fünf Schätzungen sind kostenlos. Ansonsten kostet die Schätzung 59,50 Euro je angefangene 30 Expertenminuten zuzüglich 119 Euro Wegzeitpauschale. Wenn mehr als 10 Exponate geschätzt werden sollen, wird eine Gebühr von pauschal 2,38 Prozent des ermittelten Wert fällig.
Einlieferungsgebühren
Diese liegen pauschal bei 23,80 Prozent. Sparen kann man, wenn Fotos zu den eingelieferten Objekten selbst gemacht und eingeliefert werden (17,85 %).
Käuferaufgeld / Gebühr
Der Käufer eines Kunstwerks zahlt eine Gebühr von 23,80 Prozent. Dazu kommen dann noch Folgerechtsabgaben und eventuelle Transportkosten und Gebühren für etwaige andere Dienstleistungen.
Das neue Kunst Start-up konnte nicht ganz namenlose Kapitalgeber für sich gewinnen. Keine Geringeren als Otto und Holtzbrinck sind mit Venturecapital bei Auctionata eingestiegen. Mittlerweile haben sich, so scheint es, weitere Investoren gefunden. Nach Berichten von excitingcommerce.de hat man rund 20 Millionen Dollar einsammeln können.
Fazit und Ausblick
Das Geschäftsmodell, Kunst und Antiquitäten sowie andere Raritäten über das Internet per Live-Auktionen zu versteigern bzw. über den Kunstshop zu verkaufen klingt erst einmal vielversprechend. Entscheidend wird sein, wie schnell man gefragte Kunstgegenstände für das Angebot gewinnen und gleichzeitig die kaufwillige Zielgruppe erreichen kann.
Denn die Konkurrenz existiert bereits und hat sich auch einen über die Jahre aufgebauten Kundenstamm. Da sind nicht nur die traditionellen Auktionshäuser, die ebenfalls bereits online Auktionen anbieten, sondern auch reine Internet-Anbieter, die bereits global aufgestellt sind und mit ihren Kunstauktionen auch Geld verdienen. Zu nennen sind hier Unternehmen und Plattformen wie Artnet und Artprice.