Im Internet war heute das beherrschende Thema die "Offshore-Leaks". Der Grund, ein Datensatz mit 130.000 Namen aus mehr als 170 Ländern wurde von einer anonymen Quelle vor gut einem Jahr dem Internationalen Konsortium für investigative Journalisten (ICIJ) in Washington überreicht. Bei der Datenmenge handelte es sich um rund 2,5 Millionen Dokumente, die einen Überblick über 10 mögliche Steueroasen gaben. Eine Reihe prominenter Namen dieser Liste und derer zwielichtiger Briefkastenfirmen wurde nun heute veröffentlicht. Eine der Personen ist Gunter Sachs.
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Die Süddeutsche Zeitung hat unter dem Titel "Playboy im Steuerparadies - Das System Gunter Sachs" heute eine ausführliche Schilderung ihrer fast einjährigen Nachforschungen veröffentlicht. Der SZ liegen zahlreiche Dokumente in Form von Urkunden, Verträgen, Gebührenabrechnungen, E-Mails und Faxschreiben sowie handschriftlich unterschriebene Briefe von Gunter Sachs vor. So begann Sachs nach Angaben der SZ bereits Mitte der 1970er Jahre zahlreiche Offshore-Firmen und Trust in Panama, den Britischen Jungferninseln, Jersey und Luxemburg anzulegen. Gunter Sachs, der sich am 7. Mail 2011 in seinem Chalet im schweizerischen Gstaad erschoss, hinterlies ein angegebenes Vermögen von 470 Millionen Schweizer Franken. Während andere Medien schon von einer Hetzjagd auf Prominente wie Sachs sprechen, kann man sich durchaus Fragen, warum Personen einen derart großen Aufwand betreiben, um ihr Vermögen umzuverteilen. Der Artikel der SZ, etwas reißerisch aufgemacht, beweist sicherlich nichts, gibt aber einen Einblick in die undurchsichtigen Konstrukte von Offshore-Leaks. Aber handelt es sich dabei wirklich um eine "Hexenjagd" gegen Privatpersonen und deren Vermögen?
Grafik des ICIJ zum Offshore-Netzwerk von Gunter Sachs, Screenshot icij.org
Teile der Kunstsammlung von Gunter Sachs wurden im Mai 2012 bei Sotheby's für rund 56,3 Millionen Dollar versteigert. Der Playboy, Lebemann und Millionenerbe war einer der ersten Sammler in Deutschland der auf die Pop-Art setzte. Für die Erben, Berater, Anwälte und Vermögensverwalter könnten die neuen Erkenntnisse rund um die Offshore-Leaks noch ein rechtliches und teueres Nachspiel haben. Sachs ist allerdings nicht der einzige prominente Name aus der Kunstwelt.
Wie Spiegel-Online berichtet, tauchte auf der Liste auch der Name der spanischen Baronin und Kunstsammlerin Carmen Cervera auf. Diese ist die Witwe des Unternehmers Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza. Laut Spon zufolge nutzte sie eine Firma auf den Cook-Inseln, um bei Sotheby's und Christie's millionenschwere Kunstwerke zu kaufen.
Dass der internationale Kunstmarkt in den Millionen von Dokumenten rund um den Offshore-Leaks Skandal auftaucht, verwundert eigentlich nicht. Denn die Branche gilt nach wie vor als verschwiegen und undurchsichtig. Deshalb wird es interessant zu beobachten sein, welche Machenschaften in den kommenden Wochen noch ans Tageslicht befördert werden.
Quellen + Links:
- Playboy im Steuerparadies - Das System Gunter Sachs (SZ - Süddeutsche Zeitung)
- Offshore-Leaks: Gigantisches Netzwerk der Steuerhinterzieher enthüllt (Spiegel Online)
- Offshore-Leaks: Die Hexenjagd gegen private Vermögen ist eröffnet
- Buchtipp: Gunter Sachs - Mein Leben
Video zur Kunstsammlung von Gunter Sachs