Panama Papers und die Verbindungen zum Kunstmarkt
Es war nur eine Frage der Zeit, bis erste prominente Namen rund um den internationalen Kunstmarkt in den Unterlagen der Panama Papers auftauchen wärden.

erste Namen und Fakten zum Offshore-Skandal

Ein Teil der Namen sind allerdings schon in "Offshore-Leaks" Affäre vor einigen Jahren bekannt geworden. Auch damals bekam das internationale Konsortium für investigative Journalisten (ICIJ) einen Datensatz von rund 2,5 Millionen Dokumenten zugespielt. Prominente Namen, die jetzt wieder in den Panama Papers auftauchen und in Verbindung mit dem internationalen Kunsthandel stehen, sind Gunter Sachs, Dmitry Rybolovlev, Yves Bouvier, der Nahmad-Clan und die spanische Baronin und Kunstsammlerin Carmen Cervera, Witwe des Unternehmers Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza.

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Wo ist Modiglianis "Sitzender Mann"?

Dass auch Raubkunst-Fälle in Zusammenhang mit den Panama-Papers auftauchen, dürfte im Kunstmarkt niemanden wirklich überraschen. Im Fall des Amedeo Modigliani Gemäldes "Sitzender Mann" ("Homme assis"), welches 1918 vom Künstler gemalt und 1930 auf der Biennale Venedig zu sehen war, entwickelte sich in den letzten Jahren ein wahrer Kunstkrimi. Ursprünglich gehörte das Modigliani-Bild dem Kunsthändler und Sammler Oscar Stettiner. 1944 lassen die Nazis das Werk versteigern. 1946 versucht Oscar Stettiner sein Gemälde über ein Zivilgericht zurückzubekommen - vergebens. Das Modigliani-Bild bleibt verschwunden.

Raubkunst-Gemälde taucht nach 50 Jahren wieder auf

50 Jahre später taucht der "Sitzender Mann" ("Homme assis") wieder auf. Das Auktionshaus Christie's versteigert das Bild an einen Käufer, den das Auktionshaus nicht nennt. Wieder folgt eine lange Zeit ohne Hinweise, wo sich das Gemälde befindet. Dann in den Jahren 2005 - 2006 wird es in der Helly-Nahmad-Gallery in New York ausgestellt. Dies ist der erste Hinweis auf den Kunsthandels-Clan der Nahmad's. 2008 soll das Bild "Sitzender Mann" ("Homme assis") wieder versteigert werden. Dieses Mal bei Sotheby's. Doch nun hat mal wohl Zweifel an der Provenance und Geschichte des Bildes. Ab 2011 verklagt der Enkel von Oscar Stettiner, Philippe Maestracci, die Helly-Nahmad-Gallery, Davide und Helly Nahmad sowie die Briefkastenfirma International Art Center. Initiiert wurde die Klage vom kanadischen Unternehmen Mondex Corp, die auf Raubkunst-Fälle spezialisiert sind.
- Panama Painting - Wie ein von Nazis geraubtes Gemälde in den Panama Papers auftaucht (SZ)

Das Modigliani-Gemälde taucht in den Panama Papers auf.#PanamaPapers

Posted by Süddeutsche Zeitung on Samstag, 9. April 2016

Befindet sich Modiglianis "Sitzender Mann" in Genf?

Der Nahmad-Clan wiedersetzte sich allen Behauptungen, dass der "Sitzender Mann" ("Homme assis") von Amedeo Modigliani sich im Besitz eines der Familienmitglieder oder deren Galerien befinde. Doch im Zuge der Sichtung der Panama-Papers verdichteten sich die Anzeichen dass jenes International Art Center (IAC), welches immer wieder als eigentlicher Besitzer des Modigliani-Bildes genannt wurde, wohl doch seit mehr als 20 Jahren von Mitgliedern der Familie Nahmad kontrolliert worden ist.

Staatsanwaltschaft durchsucht Genfer Zollfreilager

Wie jetzt bekannt wurde, untersucht die Staatsanwaltschaft den Freeport in Genf. Das Zollfreilager ist beliebt, um Kunstgegenstände und Luxusgüter zoll- und steuerfrei zu lagern. Befindet sich der "Sitzender Mann" ("Homme assis") tatsächlich in Genf. Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht die Firma Rodolphe Haller. Sie ist eine der größten Mieter des Genfer Freeports, "eine Art stiller Diener der Kunstwelt" (Quelle: SZ). Im oben genannten Rechtsstreit hatte Rodolphe Haller bereits bestätigt das sich das gesuchte Modigliani Gemälde "Sitzender Mann" ("Homme assis") der Briefkastenfirma International Art Center im Genfer Freeport befindet. Wer hinter der Firma steht, wurde allerdings nicht erwähnt.
- Das Meisterwerk im Genfer Zollfreilager (tagesanzeiger.ch)

Dmitry Rybolovlev versteckte Monet's und van Gogh's vor Ex-Frau

Der russische Milliardär nutzte die durch Mossack Fonseca gegründete Xitrans Finance Ltd auf den British Virgin Islands als Offshore-Gesellschaft. Diese glich einem Mini-Louvre. Im Eigentum der Xitrans Finance Ltd befanden sich Kunstwerke von Picasso, Modigliani, van Gogh, Monet, Degas und Mark Rothko. Zudem noch eine nicht unbedeutende Zahl an wertvollen Antiquitäten. Ziel von Dmitry Rybolovlev war es wohl, Teile seines Vermögens nach der Scheidung von seiner Frau Elena Rybolovleva vor dieser zu verbergen.

Dmitry Rybolovlev steckt auch seit Monaten in einer spektakulären Auseinandersetzung mit dem Freeport-Gründer und Inhaber Yves Bouvier. Auch da geht es wieder um wertvolle Kunstwerke.

Der Fall Gunter Sachs

Dem Playboy und Lebemann Gunter Sachs, der sich im Mai 2011 das Leben nahm, widmete die Süddeutsche Zeitung während der "Offshore Leaks" Affäre eine eigene Story. Unter dem Titel "Playboy im Steuerparadies - Das System Gunter Sachs" veröffentlichte die Zeitung das gesamte Konstrukt von Trust und Offshore-Firmen, die Gunter Sachs laut SZ bereits ab Mitte der 1970er nutzte. Auch Sachs war begeisterter Kunstsammler. Nach seinem Freitod wurde der Großteil seiner Kunstsammlung bei Sotheby's London für insgesamt 56,3 Millionen Dollar versteigert.
- Offshore-Leaks: Kunstsammler Gunter Sachs und die Steueroasen

Offshore-Leaks Gunter Sachs
Grafik des ICIJ zum Offshore-Netzwerk von Gunter Sachs, Screenshot icij.org

Carmen Cervera - Sammlerin mit Hang zum flexiblen Kunsthandel

Carmen Cervera ist die Witwe des Unternehmers Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza. Auch ihr Name tauchte bereits in den Unterlagen von 2013 auf. Die Erbin und Sammlerin nutzte den Daten zufolge eine Firma auf den Cook-Inseln im Südpazifik um über Auktionshäuser wie Sotheby's und Christie's Kunstwerke zu kaufen. Auf Nachfrage des ICIJ bestätigte ihr Anwalt den Sachverhalt mit der Begründung:
"Es gebe ihr beim globalen Kunsttransport "maximale Flexibilität"."

Es würde wohl kaum wundern, wenn in den kommenden Tagen noch mehr Namen und Fakten, die auch den internationalen Kunsthandel betreffen, herauskommen. Die viel beschriebene und diskutierte Transparenz im Kunstmarkt dürfte dann mal wieder für einige Wochen hinterfragt werden, bevor das Alltagsgeschäft wieder losgeht.

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