Berlins Staatliche Museen kauften 2002 für 6 Millionen Euro 213 Objekte der Sammlung Egidio Marzona an. Dies schien ein erster Schritt in eine zukunftsweisende Zusammenarbeit mit dem Sammler. Zumal Marzona im Jahr 2014 weitere 372 Objekte den Staatlichen Museen geschenkt hatte, die sich bereits als Leihgabe im Depot der Neuen Nationalgalerie und im Kupferstichkabinett befanden.
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Doch nun kam die Meldung das Marzona's legendäres Archiv von rund 1,5 Millionen Objekten, darunter Briefe, Manifeste, Skizzen, Collagen, Plakate, Fotografien, Filme, Künstlerbücher, Kataloge und Zeitschriften nun nach Dresden abwandern wird. Egidio Marzona hatte dieses riesige und einzigartige Konvolut zur Konzeptkunst der 60er- und 70er-Jahre, Minimal Art, Land Art, Arte Povera, Expressionismus, Futurismus, Informel, Pop Art, Fluxus bis hin zur Postmoderne und den jungen Wilden über Jahrzehnte zusammengetragen.
Wurde den Wünschen und Ansprüchen von Egidio Marzona in Berlin nicht genug Rechnung getragen. Der Sammler machte sich lange Hoffnung, dass sein "Archiv der Avantgarden" im geplanten Neubau des Museums des 20. Jahrhunderts am Kulturforum unterkommen könnte. Hermann Parzinger, Präsident der Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sieht das etwas anders und merkt dazu an (Quelle: Deutschlandradio Kultur):
"Na - das ist so, dass im Neubau das Archiv ja nie vorgesehen war. Es sollte eine Ausstellungsplattform geben für die Bestände des Archivs Marzona, einige sind ja bereits Teil der Kunstbibliothek, aber dort sollte nie das Archiv Marzona rein – vollständig ginge ja sowieso nicht dann bräuchte man 50.000 qm, ist ja auch schwieirig zu planen, weil man ja gar nicht weiß, was das Archiv alles enthält."
Es könnte der erste große Coup der neuen Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlung Dresden, Marion Ackermann, werden. Wie der Tagesspiegel berichtet, garantiere der Deal dem Sammler ein eigenes Haus und Personal. Details zur Abwanderung des Marzona-Archivs nach Dresden soll es morgen (Mittwoch) in Dresden geben.
Teile der Marzona-Sammlung waren bis Ende Mai im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen. Zum Bestand zählen Künstlernamen wie Mario Merz, Alighiero Boetti, Bruce Nauman, Carl André, Donald Judd, Richard Long, Lawrence Weiner, Hanne Darboven oder auch Sol LeWitt.
In Zukunft wird es also dann zwei große Blöcke der Marzona Sammlung geben. Der eine in Berlin, der Andere in Dresden. Eigentlich ja nicht schlecht, wenn sich nicht alles auf die Hauptstadt konzentriert. Und für das Marzona Archiv könnte es ja ein Gewinn sein, wenn man in Berlin überhaupt noch keine Vorstellung zur künftigen Unterbringung und Vorgehensweise hatte.
Foto: Vertragsunterzeichnung Sammlung Marzona 2014, Egidio Marzona Sammler und Stifter © Staatliche Museen zu Berlin