Als Willi Bongard 1970 seinen Kunstkompass erstmals in der "Capital" veröffentlichte, löste er damit, man würde heute wohl von einem Shitstorm sprechen, aus. "Geschmacklos", "unmenschlich", "Verbrennt die Liste!" wurde gefordert. Nach nun 46 Jahren erscheint der Kunstkompass immer noch.
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Doch die Beständigkeit trügt ein wenig. In der "Capital" erscheint das Künstler-Ranking schon lange nicht mehr. Immer wieder wechselten die Herausgeber. Mal beim "Manager Magazin" (2008 - 2014), im letzten Jahr dann sogar in der Weltkunst und 2016 nun im Springer-Blatt "Bilanz". Die Nähe zu Finanz- und Wirtschaftsmagazinen passt da wohl sehr gut.
Wie misst man die Reputation eines Künstlers?
Willi Bongard versuchte Metriken abseits der Kunstmarkt-Hysterie zu entwickeln. Ausstellungen in wichtigen Museen (300), Rezensionen in Kunstmagazinen sowie Ankäufe führender Museen und Auszeichnungen sollten die wichtigsten Indikatoren werden.
Und so steht seit Jahren Gerhard Richter (84) auf Platz 1 des Künstler-Rankings. Auch 2016 konnte ihm keiner den Spitzenplatz im Kunstkompass nehmen. Es folgen auf Platz 2 der Konzeptkünstler Bruce Nauman und die deutsche Künstlerin Rosemarie Trockel. Mit Georg Baselitz (Platz 4) und Anselm Kiefer (Platz 6) sind zwei weitere deutsche Künstler in der Top-10 vertreten. Den größten Satz nach vorne machte Hito Steyerl von Rang 513 auf Rang 231.
Der Kunstkompass, den die Künstlerin und Kunstjournalistin Linde Rohr-Bongard eigenverantwortlich führt, bildet so also ein Ranking der weltweit gefragtesten Künstler der Gegenwart ab. Oft wird die Liste als Wegweiser für Sammler und Investoren verstanden. Doch so ganz alleine ist der Kompass nicht mehr. In den letzten Jahren entwickelten sich immer neue Metriken, Indizes und Rankinglisten für Sammler und Kunstinvestoren. Eine Auswahl zeigen nachfolgende Links zum Thema:
- Big Data Kunstmarkt - warum Artnet Tutela Analytics übernimmt
- 13 Preisdatenbanken & Art Indizes im Vergleich
- Wie ArtRank sich zur meistgehassten Website in der Kunstszene entwickelte
- Art Ranking - wann sie Kunst kaufen, halten oder verkaufen sollten