Zwanzig Gemälde, die im letzten Sommer von der italienischen Polizei aus einer Ausstellung von Werken Amedeo Modiglianis in Genua beschlagnahmt wurden, sind Fälschungen, so Isabella Quattrocchi, eine unabhängige Expertin, die von italienischen Staatsanwälten beauftragt wurde, die Bilder zu begutachten. Die Ausstellung im Palazzo Ducale schloss Anfang Juli 2017 für drei Tage, nachdem der Staatsanwalt von Genua die Beschlagnahme von 21 mutmaßlichen Fälschungen angeordnet hatte.
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Laut der unabhängigen Expertin Quattrocchi seien die Werke "sowohl im Stil als auch in den verwendeten Pigmenten" verdächtig. Ein weiterer Fälschungshinweis seien die verwendeten Rahmen. Diese stammen "aus Ländern in Osteuropa und den Vereinigten Staaten und stehen nicht in Modiglianis Kontext oder historischer Periode ...".
Foto: Besucher warten im letzten Jahr beim Amedeo Modigliani im Palazzo Ducale, © Palazzo Ducale
Ins rollen kam der vermutliche Fälschungsskandal durch den italienischen Sammler Carlo Pepi und den in Paris lebenden Kunsthistoriker Marc Restellini. Beide hatten erhebliche Zweifel an den Werken der Ausstellung. Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa stehen drei Personen im Fokus der Ermittler. Darunter Massimo Vitta Zelman, der Präsident der Firma Mondo Mostre Skira, die die Modigliani-Show organisierte. Dann der US-Händler Joseph Guttmann, der angeblich einige der Modigliani-Werke für die Ausstellung ausgeliehen hatte. Der dritte Mann ist der Ausstellungskurator Rudy Chiappini.
Joseph Guttmann äußerte sich zu den Vorwürfen wie folgt: "Wir sind der festen Überzeugung, dass die Gemälde authentisch sind, was auch durch ihre früheren Zertifizierungen, wissenschaftliche Analysen und die Einbeziehung in wichtige Ausstellungen und Publikationen bestätigt wurde."
Schnell stellt sich natürlich auch die Frage, ob es nicht auch Fälschungen in der großen Modigliani Retrospektive in London gibt. Die Kuratoren der mit rund 100 Werken bestückten Schau in der Tate Modern geben aber vorsorglich Entwarnung. "Für diese Ausstellung wurden nur Werke ausgeliehen, die in dem weitverbreiteten Werkverzeichnis von Ambrogio Ceroni aus dem Jahr 1972 enthalten sind, also haben wir keinen Grund zur Besorgnis", sagt die Co-Kuratorin von Tate, Nancy Ireson (Quelle The Art Newspaper). Ceronis Werkverzeichnis von Modigliani Werken, das erstmals 1958 veröffentlicht wurde, gilt als weltweiter Maßstab.