Im Zentrum des Skandals stehen die angebliche Sammlung "Werner Jägers", das Auktionshaus Lempertz, eine Kunsthistorikerin, gefälschte Aufkleber und drei Tatverdächtige, die jetzt festgenommen wurden.
Nach abgehörten Telefonaten und Hausdurchsuchungen in mehreren deutschen Städten wurden letzte Woche zwei Frauen und ein Mann in Köln festgenommen.
Anzeige
Am Anfang stand Heinrich Campendonks Werk "Rote Bild mit Pferden" aus der Privatsammlung "Werner Jägers". Am 29. November 2006 wurde dieses Bild beim Kölner Auktionshaus Lempertz für 2,4 Millionen Euro versteigert. Damals ein Weltrekordpreis für Campendonk Werke. Der Auktionsrekord wurde natürlich auch weltweit publiziert. Endlich konnte auch ein Rekordpreis aus Deutschland vermeldet werden.
Käufer des Gemäldes war die Handelsgesellschaft "Tresko" aus Malta. Den neuen Eigentümern kamen aber bald immer mehr Zweifel an der Echtheit des Gemäldes auf und baten schließlich das Auktionshaus Lempertz um ein Gutachten. Dieses sollte dann durch eine renommierte Expertin und Autorin eines Campendonk-Werkverzeichnisses, ausgestellt werden.
Diese gab später gegenüber der Polizei an, dass sie bedroht worden sei und unter Druck gesetzt wurde.
Die wahrscheinlich zweite Campendonk Fälschung wurde bei Christies für 344.000 britische Pfund versteigert
Warum allerdings das renommierte Auktionshaus bei der Einlieferung damals keinen Rückzieher machte, ist unklar. Denn wie es bisher aussieht, gab es nie eine Sammlung "Werner Jägers". Die erfundene Provenienz gehörte vielmehr zum durchaus geschickten Plan der Kunstfälscher.
Aber spätestens beim Namen "Werner Jägers" hätte man bei Lempertz das eingelieferte Campendonk Werk näher untersuchen müssen, bzw. der Provenienzforschung ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken sollen.
Denn 1995 wurde dem Auktionshaus ebenfalls ein Werk aus der erfundenen Privatsammlung angeboten. Damals handelte es sich um ein Bild des Malers Hans Purrmann. Nach Befragung von Purrmanns Witwe und der Aussage, das jenes Bild eine Fälschung sei, zog man das Bild zurück und versteigerte es nicht.
Im Falle des Campendonk Gemäldes "Rote Bild mit Pferden" wurden zwar ebenfalls Familienangehörige befragt, aber nur laxe weitere Prüfungen unternommen. Die Befragten hielten das Bild „für fabelhaft” und das reichte wohl als Gutachten aus.
Licht ins Dunkel brachte erst der Kunsthistoriker Jentsch, als dieser sich die Etiketten auf der Rückseite anschaute. Diese stammten u.a. von der berühmten Galerie Flechtheim. Das Problem war nur, die Etiketten / Aufkleber waren gefälscht. Diese Feststellung brachte die Ermittlungen erst so richtig in Fahrt und zu der Erkenntnis das noch wesentlich mehr gefälschte Kunstwerke in Umlauf gebracht wurden.
Auch die Galerie Henze & Ketterer wird sich wohl der Strafanzeige des Unternehmens Tesko gegen das Auktionshaus Lempertz anschließen. Grund ist Max Pechsteins Werk „Liegender Akt mit Katze”. Wolfgang Henze hatte das Gemälde im Jahr 2003 für einen mittleren sechsstelligen Betrag von Lempertz erworben. Auch bei Pechsteins Werk wurde als Provenienz die Sammlung "Werner Jägers" angegeben.
Laut Henrik Hanstein, Inhaber des Auktionshauses Lempertz, sind über Galerien und Auktionshäuser wahrscheinlich 12 Kunstfälschungen in den Kunstmarkt gekommen. Die Methodik der Fälscher wird in Expertenkreisen als durchaus geschickt und als sehr gut vorbereitet beschrieben.
Kunstwerke die in Verdacht stehen gefälscht zu sein:
- Heinrich Campendonk - „Rote Bild mit Pferden“
- Heinrich Campendonk - “Landschaft mit Pferden”
- Max Pechstein - "Seinebrücke in Paris"
- Max Pechstein - "Liegender Akt mit Katze"
- Max Ernst - "La Horde"
- Louis Marcoussis - „Portrait Alfred Flechtheim“
- Hans Purrmann - mindestens 1 Werk (Titel unbekannt)
- André Derain - mindestens 2 Werke (Titel unbekannt)
- Fernand Léger - mindestens 1 Werk (Titel unbekannt)
betroffene Auktionshäuser
- Auktionshaus Lempertz
- Auktionshaus Christies
betroffene Galerien
- Galerie "Artvera's"
- Galerie Henze & Ketterer
betroffene Museen und Sammlungen
- Museum Würth in Künzelsau
- Wilhelm-Lehmbruck-Museum in Duisburg
- Sammlung Hermann Gerlinger
Quellen:
- welt.de
- eiskellerberg.tv